Einsamer Streuner im All

Frei fliegender Planet in kosmischer Nachbarschaft entdeckt
Künstlerische Darstellung des einsamen Planeten mit der astronomischen Bezeichnung CFBDSIR2149, wie er vor dem Zentrum der Milchstraße vorbeifliegt. Kein Stern bescheint ihn, deshalb ist er nur durch seine eigene, schwache Infrarot-Strahlung sichtbar. Für das menschliche Auge wäre er nur aus der Nähe in dunkelroter Farbe sichtbar.
Künstlerische Darstellung des einsamen Planeten mit der astronomischen Bezeichnung CFBDSIR2149, wie er vor dem Zentrum der Milchstraße vorbeifliegt. Kein Stern bescheint ihn, deshalb ist er nur durch seine eigene, schwache Infrarot-Strahlung sichtbar. Für das menschliche Auge wäre er nur aus der Nähe in dunkelroter Farbe sichtbar.
© ESO/L. Calçada/P. Delorme/Nick Risinger (skysurvey.org)/R. Saito/VVV Consortium
Grenoble (Frankreich )/Montréal (Kanada) - Kalt und einsam zieht er seine Bahn durch die Tiefen des Alls. Einen solchen Himmelskörper, der zu keinem Stern gehört, hat ein französisch-kanadisches Team von Astronomen ausfindig gemacht. Es handelt sich vermutlich um einen schweren Gasplaneten wie Jupiter, aber rund vier- bis siebenfach schwerer als dieser. Wie die Forscher in der neuesten Ausgabe des Fachjournals „Astronomy and Astrophysics“ berichten, ist dies mit gerade einmal 100 Lichtjahren Entfernung der nächstgelegene einsame Planet, der je gefunden wurde. Dadurch, dass er von keinem Stern in seiner Nachbarschaft überstrahlt wird, konnten die Forscher auch seine Atmosphäre untersuchen.

„Wenn man Planeten beobachtet, die sich in einer Umlaufbahn um ihren Stern befinden, ist es so, als wollte man aus der Entfernung ein Glühwürmchen einen Zentimeter neben einem starken Autoscheinwerfer betrachten“, schreibt Erstautor Philippe Delorme. „Dieses nahe, frei fliegende Objekt gibt uns sozusagen die Möglichkeit, das Glühwürmchen im Detail und ohne den blendenden Autoscheinwerfer zu studieren.“ Aus ihren Aufnahmen sahen die Astronomen, dass der heimatlose Planet eine schwache Wärmestrahlung aussendet und eine Oberflächentemperatur von ungefähr 430 Grad Celsius besitzt.

Der sternlose Planet könnte entweder in einem Sternensystem entstanden und anschließend aus ihm herausgeschleudert worden sein. Oder er hat sich alleine aus einer Gaswolke gebildet, schreibt Philippe Delorme: „Diese Objekte sind wichtig, denn sie helfen uns zu verstehen, wie Planeten aus Sternensystemen herausgeworfen werden, oder wie sehr leichte Objekte aus Gas entstehen können. Wenn dieses kleine Objekt aus seinem Geburtssystem herausgeworfen wurde, ruft das natürlich das Bild von verwaisten Welten hervor, die durch die Weiten des Alls driften.“ Astronomen vermuten, dass es viele solcher einsamer Planeten geben könnte – vielleicht sogar so viele wie Sterne am Firmament. Sie sind aber sehr schwer zu finden, da sie nicht selbst leuchten. In den letzten Jahren wurden dennoch ein paar Kandidaten für solche streunenden Planeten gefunden.

Es ist grundsätzlich nicht einfach zu entscheiden, um was für einen Himmelskörper es sich bei solchen Aufnahmen handelt. Bei der Interpretation ihrer Daten gingen die Forscher davon aus, dass das beobachtete Objekt zu einer Gruppe sich gemeinsam bewegender Sternensysteme in unserer kosmischen Nachbarschaft gehört. Andernfalls – was die Forscher aber als sehr unwahrscheinlich angeben – könnte es sich anhand der Daten auch um einen weiter entfernt liegenden Braunen Zwerg handeln und nicht um einen Planeten. Braune Zwerge sind zu klein geratene Sonnen, denen hinreichend Masse fehlt, um ein Sternenfeuer zu zünden.

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