Einmal-Pille gegen Malaria

"Von Anfang an unterschied sich die Substanz NITD609 von allen anderen bekannten Malariamitteln, weil ihre Struktur und Chemie anders war", sagt Elizabeth Winzeler vom Scripps Research Institute und Mitglied des Genomic Institute of the Novartis Research Foundation in San Diego. Zusammen mit Thierry Diagana vom Novartis Institute for Tropical Diseases in Singapur und Kollegen entdeckte sie in einem Screening unter 12.000 getesteten Chemikalien eine Substanz aus der Stoffklasse der Spiroindolone, die gegen den wichtigsten Malariaerreger Plasmodium falciparum hochwirksam war. Aus etwa 200 chemisch abgeänderten Versionen der Grundsubstanz ging schließlich der Wirkstoff NITD609 als der mit den geeignetsten pharmakologischen Eigenschaften hervor: Er tötete schnell und in geringster Konzentration zwei Arten von Malariaerregern ab, war auch gegen resistente Erreger wirksam und schädigte menschliche Zellen nicht. Außerdem blieb er ausreichend lange Zeit im Blut stabil, konnte in großen Mengen hergestellt und in Tablettenform verabreicht werden.
"Unsere Begeisterung wuchs noch mehr, als die Kollegen vom Schweizerischen Tropeninstitut das Mittel an Malaria-infizierten Mäusen getestet hatten", sagt Winzeler. Unbehandelt starben diese Tiere innerhalb einer Woche. Eine einzelne hohe Dosis NITD609 heilte alle fünf behandelten Mäuse, bei drei kleineren Dosen betrug die Erfolgsrate 90 Prozent. Um den Wirkmechanismus aufzuklären, kultivierten die Forscher Plasmodium falciparum längere Zeit in Nährmedien mit geringen Konzentrationen an NITD609, so dass sich resistente Erreger entwickeln konnten. Die Resistenz beruhte auf einer Mutation in einem Ionen-Transportprotein (PfATP4), das offenbar den Angriffspunkt des neuen Wirkstoffs darstellte. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass NITD609 zusätzlich noch auf andere Weise wirkt.
Wenn sich NITD609 in klinischen Studien als gut verträglich erweist, wäre auch beim Menschen eine Einmaldosierung als Malariatherapie denkbar, so Winzeler. Das würde die Bekämpfung der Krankheit in den am stärksten betroffenen Ländern wesentlich erleichtern. Vorhandene Medikamente müssen mehrere Tage bis zu viermal täglich eingenommen werden. Außerdem wäre dann die Wahrscheinlichkeit, dass sich während der Behandlung resistente Erreger entwickeln können, gering. Doch auch bei positivem Verlauf der klinischen Studien, die noch in diesem Jahr beginnen sollen, dürfte es noch einige Jahre bis zur Zulassung des neuen Medikaments dauern.