Eine Erdplatte zerreißt
„Das ist ein geologischer Prozess. Es dauert Millionen von Jahren, bis sich eine neue Plattengrenze bildet“, sagt Keith Koper von der University of Utah in Salt Lake City. Und er rechnet noch mit Tausenden ähnlich starker Beben in der Region. Zusammen mit Kollegen von der University of California in Santa Cruz analysierte Koper die Datenmengen, die von Erdbebenstationen in der gesamten Region aufgezeichnet wurden. Koper sieht sogar einen direkten Zusammenhang zwischen dem Sumatra-Andaman-Beben, das Weihnachten 2004 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst und weit über 200.000 Opfer gefordert hatte. Damals verursachte Veränderungen der geologischen Spannungen in der Region hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit die Starkbeben in diesem Jahr erst möglich gemacht.
Die Ursache für die gewaltigen Kräfte, die die Sumatra-Region regelmäßig erschüttern, liegt in der unterschiedlichen Driftgeschwindigkeit innerhalb der Indo-Australischen Platte. Insgesamt bewegt sie sich mit etwa sechs Zentimetern pro Jahr nach Nordosten. Doch der nördliche Teil mit dem indischen Subkontinent stößt dabei auf die Landmasse Asiens und wird dadurch abgebremst. Der südliche Bereich dagegen kann sich ohne vergleichbare Hindernisse bewegen. Dadurch werden rund um Sumatra Spannungen im Untergrund aufgebaut, die Erdbeben verursachen und zu einem langsamen Zerbrechen in eine Indische und eine Australische Platte führen.
Wissenschaftler von der University of California in Berkeley haben in einer weiteren Studie die weltweiten Folgen des Starkbebens im April 2012 untersucht. Fast eine Woche nach dem Hauptbeben verzeichneten sie in weit entfernten Regionen Erdbeben, deren Auslöser sie in dem Sumatra-Beben sehen. Denn in diesem Zeitraum ereigneten sich bis zu fünfmal mehr Beben weltweit als die langjährige Statistik hätte erwarten lassen. Selbst in Kalifornien und Japan sei das Sumatra-Beben für geologische Verschiebungen verantwortlich, die selbst Tage später zu starken Erdbeben führten. Zusammenfassend sagt der Berkeley-Wissenschaftler Roland Burgmann: „Wenn sich diese Beben in eng besiedelten Regionen ereignet hätten, wären die Folgen katastrophal gewesen.“