Ein bisschen Hungern ist besser als Sport

Warum körperliche Aktivität das Altern nicht verlangsamt
Birmingham (USA) - Eine verringerte Kalorienzufuhr verlängert die maximale Lebensspanne von Mäusen. Warum der gleiche Effekt nicht auch durch regelmäßiges körperliches Training erreichbar ist, haben amerikanische Forscher jetzt genauer untersucht. Danach wirkt sich bereits eine gemäßigte Hungerdiät positiv auf den Spiegel bestimmter Hormone aus, die für die Gesundheit wichtig sind. Körperliche Aktivität hingegen war dazu nicht in der Lage, bewirkt aber bekanntlich einen Schutz vor Gefäßerkrankungen und anderen Krankheiten. In welchem Ausmaß die Ergebnisse der Tierversuche auf Menschen übertragbar sind, müssen neue Studien zeigen, schreiben die Wissenschaftler im "American Journal of Physiology".

"Schlank zu sein, weil man weniger isst, verlängert das Leben eher als schlank zu sein, weil man körperlich sehr aktiv ist", schließen Derek Huffman und seine Kollegen von der University of Alabama in Birmingham aus Experimenten mit Ratten und Mäusen. Sie beobachteten vor allem die Blutwerte des Hormons Insulin und des Wachstumsfaktors IGF-1 (insulin-like growth factor-1). Eine kalorienreiche Ernährung führte bei den Mäusen zu einem Anstieg beider Werte. Der Insulinspiegel stieg immer an, unabhängig vom Ausmaß der körperlichen Aktivität - dies erhöht das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Beim Wachstumsfaktor IGF-1 konnte körperliches Training den Blutwert immerhin bedingt beeinflussen. Die Werte lagen bei jenen Tieren am höchsten, die nach Belieben Nahrung aufnehmen konnten und sich insgesamt nur wenig bewegten. Sie sanken allerdings mit körperlichem Training. Der Botenstoff IGF-1 reguliert eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen und beeinflusst das Zellwachstum.

Auf der anderen Seite zeigte leichtes Hungern eine lebensverlängernde Wirkung. Sie zeigte sich bereits bei einer 24-wöchigen Diät, wenn die Kalorienaufnahme nur um neun Prozent gedrosselt wurde: Der Blutspiegel von Insulin und IGF-1 sank. War die Kalorienzufuhr gar um 18 Prozent verringert, sank der Blutspiegel noch stärker ab.

Im Vergleich von Mäusen zu Menschen wagen die Forscher eine Vermutung: Während körperliche Aktivität bei den Mäusen nur schwache positive Effekte auslöste, könnte sie sich beim Menschen viel stärker auswirken, so die Forscher. Denn Sport und Bewegung senken insbesondere das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, die beim Menschen die Lebenserwartung stärker beeinflussen als bei Mäusen. Die Auswirkungen einer kalorienreduzierten Diät auf den Gesamtstoffwechsel müssten in Studien mit Menschen genauer geklärt werden. Es sei allerdings schwierig, so Huffman, für derartige Studien genügend Testpersonen zu finden, die längere Zeit freiwillig hungern wollen.

American Physiological Society
Quelle: "Effect of exercise and calorie restriction on biomarkers of aging in mice", Derek M. Huffman et al., American Journal of Physiology, Regulatory, Integrative & Comparative Physiology, Vol. 294, p. R1618, 2008,
doi: 10.1152/ajpregu.00890.2007


 

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