Ein Impfstoff gegen Harnwegsinfektionen

Eine Impfung, die zur Produktion von Antikörpern gegen Eisen bindende Proteine von E. coli führt, schützt Mäuse vor einer Infektion der Harnwege
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Escherichia coli
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Escherichia coli
© Rocky Mountain Laboratories, NIAID
Ann Arbor (USA) - Die Hälfte aller Frauen erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Harnwegsinfektion. Amerikanische Forscher haben jetzt erstmals einen Impfstoff entwickelt, der im Tierversuch hochwirksam war. Er schützte Mäuse vor einer Infektion mit E. coli-Bakterien, den häufigsten Erregern dieser Erkrankung. Die Impfung bewirkt die Produktion von Antikörpern, welche gegen drei verschiedene Eisen bindende Proteine in der Bakterienhülle gerichtet sind. Eine Blockade dieser für die Mikroben lebensnotwendigen Rezeptoren verhindert die Vermehrung in der Blase und den Schleimhäuten. Weitere Experimente müssen zeigen, ob die Impfung vor einer Infektion durch sämtliche E. coli-Varianten schützt, schreiben die Wissenschaftler im Online-Journal "PLoS Pathogens".

"Unsere Ergebnisse sind ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines Impfstoffs, der Harnwegsinfektionen verhindern soll", erklären Harry Mobley und seine Kollegen von der University of Michigan in Ann Arbor. Frühere Versuche, einen Impfstoff aus abgetöteten Bakterien oder Hüllbestandteilen herzustellen, hatten nicht den gewünschten Erfolg. Daher gingen die Forscher einen neuen Weg: Sie setzten ein molekularbiologisches Screening ein, um aus den mehr als 5000 E. coli-Proteinen diejenigen auszuwählen, die am ehesten eine schützende Immunantwort auslösen könnten. Den größten Erfolg versprachen sechs Proteine der Bakterienhülle, die während der Infektion verstärkt gebildet werden und der Eisenaufnahme dienen. In den Harnwegen herrscht für die Bakterien Eisenmangel. Daher sind sie, um zu überleben, auf effektive Mechanismen der Eisenaufnahme angewiesen.

Die Forscher versuchten nun, das Immunsystem dazu anzuregen, Antikörper zu produzieren, die mehrere Eisen bindende Rezeptorproteine der Bakterien blockieren und dadurch ihre Vermehrung verhindern. Tatsächlich genügten drei der sechs Proteine, als Impfstoff über die Nase verabreicht, um die gewünschte Immunantwort bei den Mäusen zu erzielen. Nicht nur im Blut, auch in den Schleimhäuten der Harnwege waren bei den geimpften Tieren Antikörper gegen die bakteriellen Rezeptoren nachweisbar und schützten vor einer Infektion. E. coli-Varianten, die Bestandteil der normalen Darmflora sind, wurden durch die Immunisierung nicht angegriffen. Vor dem Beginn klinischer Studien wollen die Forscher überprüfen, ob der Impfstoff gegen unterschiedliche E. coli-Stämme von Patienten mit Harnwegsinfektionen gleichermaßen wirksam ist. Es dürfte noch einige Jahre dauern, bis der Impfstoff allgemein verfügbar ist.

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Quelle: "Mucosal Immunization with Iron Receptor Antigens Protects against Urinary Tract Infection", Christopher J. Alteri et al.; PLoS Pathogens, Vol. 5(9): e1000586, http://dx.plos.org/10.1371/journal.ppat.1000586


 

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