Eierstockkrebs: Forscher erstellen Katalog sämtlicher Genschäden

Genetische Daten erlauben eine Einteilung der Krebsform in verschiedene Subtypen
Houston (USA) - Eierstockkrebs ist die Folge zahlreicher verschiedenartiger Mutationen. Wie groß das Ausmaß der DNA-Schäden wirklich ist, zeigt die umfangreichste bisher durchgeführte genetische Analyse dieser Tumorart. Ein US-amerikanischer Forscherverbund hat mehrere hundert Tumorproben auf Veränderungen im Erbgut untersucht. Demnach lassen sich die Krebsformen im fortgeschrittenen Stadium in vier unterschiedliche Subtypen einteilen. Die Ergebnisse ermöglichen nicht nur die Entwicklung neuer Therapien. Sie können auch helfen zu entscheiden, welche verfügbare Therapieform für den vorliegenden Krebstyp optimal wirksam ist, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature" (doi: 10.1038/nature10166).

"Zahlreiche, über das ganze Genom verteilte Schäden sind das gemeinsame Merkmal dieser Tumorart. Vervielfältigungen und Verluste von Chromosomenabschnitten im großen Maßstab machen diesen Krebs sehr komplex", sagt Richard Gibbs vom Baylor College of Medicine in Houston, einer der mehr als 150 beteiligten Forscher. Leiter des Projekts war Paul Spellman vom Lawrence Berkeley National Laboratory, die Koordination lag beim National Cancer Institute und dem National Human Genome Research Institute der USA. Für die Studie wurde das genetische Material von Gewebeproben aus 489 Eierstocktumoren im fortgeschrittenen Stadium analysiert und mit den Genen gesunder Zellen derselben Patientin verglichen. Die Analysen machten deutlich, dass Eierstockkrebs in ganz unterschiedlichen Formen auftritt. So ließen sich die Tumoren aufgrund des Musters von Genaktivitäten in vier Gruppen einteilen, was bisher nicht möglich war.

Defekte Gene liefern Hinweise auf Therapiemöglichkeiten

Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass bei 96 Prozent aller Proben Mutationen im Gen TP53 vorlagen. In seiner intakten Form steuert es die Produktion eines Tumorsuppressors, also eines Proteins, das normalerweise unkontrolliertes Zellwachstum verhindert. Außerdem wurden - wenn auch mit geringerer Häufigkeit - Mutationen in neun anderen Genen nachgewiesen. Darunter waren auch die beiden Gene BRCA1 und BRCA2, die bereits als Ursache eines erhöhten Brustkrebsrisikos bekannt sind. Mutationen dieser Gene wirkten sich, je nach Art der Veränderung, positiv oder negativ auf den Therapieerfolg aus. Das Aktivitätsmuster einer Gruppe von 193 Genen ließ ebenfalls Rückschlüsse auf die Überlebensdauer zu, die - je nachdem wie aktiv die Gene waren - um bis zu 23 Prozent variieren konnte.

Nach Angaben der Autoren beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) derzeit 31 Prozent. Bei jeder vierten Patientin kommt es nach der Chemotherapie zu erneutem Krebswachstum. Der jetzt vorliegende "Krebs-Genom-Atlas" für diese Tumorart soll individualisierte, auf den jeweiligen Krebstyp zugeschnittene Therapien ermöglichen. Ziel ist es, die für die Patientin optimale Behandlung zu wählen und ihr wirkungslose Therapien zu ersparen.

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Quelle: "Integrated Genomic Analyses of Ovarian Carcinoma", Paul T. Spellman et al;. Nature, Bd. 474, S. 609, doi: 10.1038/nature10166


 

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