Egoshooter oder Knobelspiel: Videospiele machen unterschiedlich geistig fit

Je nach Fertigkeiten, die ein Spiel fordert, fördert es die entsprechenden Aspekte von Wahrnehmung und Denkvermögen
Singapur (Singapur) - Nicht nur actionreiche Videospiele wirken sich positiv auf Wahrnehmung und Denkleistung aus. Auch andere, weniger aufregende Spiele fördern unterschiedliche Aspekte der geistigen Leistungsfähigkeit – und zwar je nachdem, welche Fertigkeiten jeweils gefordert sind. Schon etwa eine Stunde täglich und sogar das Spielen an einem kleinen Bildschirm wie auf dem Handy bringt einen deutlichen Effekt, berichten zwei Forscher aus Singapur nach einer Studie mit Teilnehmern, die zuvor keinerlei Erfahrungen mit dieser Art von Zeitvertreib gesammelt hatten. Bisherige Untersuchungen hatten sich, erläutern die beiden Psychologen im Fachblatt „PLoS ONE“, primär auf temporeiche Action-Games wie zum Beispiel sogenannte First-Person-Shooter konzentriert. Diese Spiele haben nachweislich einen positiven Einfluss auf kognitive Leistungen, sind aber nicht jedermanns Sache beziehungsweise nicht für jeden geeignet – nicht zuletzt wegen ihrer tendenziell gewalttätigen Inhalte. Daher gebe es, so die Forscher, die praktische Notwendigkeit zu untersuchen, ob auch Nicht-Action-Spiele Kognition und Wahrnehmung günstig beeinflussen. In der aktuellen Studie verglichen sie daher die Effekte vielfältiger Videospiele miteinander .

„Kognitive Verbesserungen waren nicht ausschließlich auf das Training mit Action-Spielen beschränkt“, schreiben Adam Chie-Ming Oei und Michael Donald Patterson von der Nanyang Technological University in Singapur. „Diese Ergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Spiele-Genres positive Effekte auf unterschiedliche kognitive Fähigkeiten haben.“ Konkrete Anwendungsmöglichkeiten sehen die beiden Psychologen etwa in der Rehabilitationstherapie oder Berufsweiterbildung: „Das hat ganz klar praktischen Nutzen, weil es nahe legt, dass unterschiedliche Videospiele ausgewählt werden können, je nachdem, welche kognitiven Fähigkeiten jemand verbessern möchte.“ Die Psychologen hatten insgesamt 75 Probanden einer von fünf Gruppen zugeteilt, die jeweils ein Spiel unterschiedlichen Inhalts erhielten: ein Suchbildspiel, in dem versteckte Objekte gefunden werden sollen – ein Gedächtnisspiel – ein Knobelspiel, in dem durch Tauschen der Plätze immer mindestens drei gleichfarbige Objekte zusammengebracht werden müssen – ein Action-Spiel in Form eines First-Person-Shooters – eine Lebenssimulation, in der das reale Leben nachgestellt wird und man beispielsweise Freunde und Arbeit finden kann.

Alle Teilnehmer sollten das ihnen zugewiesene Videospiel auf ihrem Handy oder tragbaren Multimediaplayer mit kleinem Bildschirm installieren und vier Wochen lang an fünf Tagen in der Woche jeweils eine Stunde am Stück oder zweimal 30 Minuten lang spielen. Vor und nach dieser Versuchsphase untersuchten die Forscher mit einer Reihe von Tests verschiedene Aspekte von Wahrnehmung und kognitiver Leistungsfähigkeit. Nach dem Trainingsmonat stellten die Forscher fest: Je nachdem, welches Spiel gespielt worden war, verbesserten sich andere Aspekte der kognitiven Leistung. Bei denjenigen Teilnehmern etwa, die sich mit dem Action-Shooter vergnügt hatten, verbesserten sich Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, mehrere Objekte innerhalb kurzer Zeit zu verfolgen. Wer sich mit dem Knobel-, dem Suchbild- oder dem Gedächtnisspiel beschäftigt hatte, war danach beispielsweise besser bei visuellen Suchaufgaben. Die letzten beiden verbesserten außerdem das räumliche Denken.

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