Doppelt abhängig von Pilzen

Orchideenart braucht Pilze zur Nährstoffversorgung sowie für die Bestäubung
Fruchtfliege in der Blüte der schmarotzenden Orchideenart Gastrodia pubilabiata
Fruchtfliege in der Blüte der schmarotzenden Orchideenart Gastrodia pubilabiata
© Kobe University
Kobe (Japan) - Die allermeisten Blütenpflanzen haben neben ihren bunten Blüten auch sattes Grün – sie betreiben Photosynthese. Die schmarotzende Orchideenart Gastrodia pubilabiata jedoch verzichtet auf diese Energiegewinnung aus dem Sonnenlicht. Stattdessen ist sie auf die Anwesenheit von Pilzen in ihrer Umgebung angewiesen und zwar sowohl über- als auch unterirdisch, hat ein japanischer Biologe herausgefunden. Im Boden zapft die Pflanze das unterirdische Pilzgeflecht an und gewinnt darüber ihre Nährstoffe. Oberirdisch wiederum profitiert sie von Pilzen in der Nachbarschaft, berichtet der Forscher im Fachblatt „Ecology”. Denn diese helfen ihr, Fruchtfliegen zur Bestäubung anzulocken.

Fruchtfliegen legen ihre Eier bevorzugt auf verrottendem organischen Material ab – zum Beispiel auf vergorenem Obst oder eben auch verfaulenden Pilzen. So hat der Nachwuchs gleich nach dem Schlüpfen ausreichend Nahrung zur Verfügung. Das macht sich die Schmarotzer-Orchidee zunutze: Sie verströmt nicht nur das Aroma verfaulender Früchte und Pilze, sondern imitiert mit ihren Blüten auch das Aussehen der Pilze. So gaukelt sie den Insekten vor, einen idealen Brutplatz gefunden zu haben, und wird von ihnen bestäubt. Im Gegenzug erhalten die Fruchtfliegen allerdings nichts, denn die Brut findet in den Blüten keine Nahrung und verhungert kurz nach dem Schlüpfen.

In seiner Forschungsarbeit verglich Kenji Suetsugu von der Universität Kobe den Fortpflanzungserfolg der Orchidee mit und ohne verrottende Pilze in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Theorie: Wachsen und vergehen die Pilze in der Umgebung, steigt die Chance, dass Fruchtfliegen Gastrodia pubilabiata versehentlich für eine Brutstätte halten und sie so bestäuben. Und tatsächlich stellte der Biologe fest, dass die Schmarotzerpflanze häufiger bestäubt wird, wenn nebenan Pilze gedeihen.

Gleichzeitig schmarotzt Gastrodia pubilabiata unterirdisch, indem sie Nährstoffe aus dem Myzel gewinnt, also dem Pilzgeflecht im Boden. Dies sei das erste Mal, so Suetsugu, dass man bei einer Pflanze beobachtet habe, sowohl unter- als auch überirdisch von Pilzen abhängig zu sein.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Pressemeldung Universität Kobe


 

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