Dieselabgase lassen neue Blutgefäße wachsen
"Schon wenn man nur die kurze Zeitspanne von zwei Monaten Dieselabgasen ausgesetzt ist, könnte das - auch in gesundem Gewebe - die Entwicklung eines Tumors begünstigen", sagt Qinghua Sun von der Ohio State University, der Leiter des Forschungsteams. Die Wissenschaftler setzten für ihre Experimente zum einen Mäuse ein, denen Blutgefäßzellen auf einem Trägermaterial unter die Haut verpflanzt worden war. Zum anderen verwendeten sie Tiere, deren Hinterbeine schlecht durchblutet waren. Alle Tiere hielten sich fünf Tage die Woche sechs Stunden täglich in Räumen auf, in die Dieselabgase mit einer Partikelkonzentration von einem Milligramm pro Kubikmeter geleitet wurden. Kontrolltiere atmeten gefilterte Luft.
Nach acht Wochen waren im schwach durchbluteten Gewebe der Hinterbeine sechsmal, bei den gesunden Tieren viermal so viele neue Blutgefäße gewachsen wie unter Kontrollbedingungen. Die implantierten Blutgefäßzellen hatten sich durch den Abgaskontakt deutlich stärker vermehrt. Molekularbiologische Analysen ergaben, dass die Dieselabgase das Gen für den Wachstumsfaktor VEGF aktivierten. Außerdem beeinflussten sie zwei weitere Gene, die für das Tumorwachstum von Bedeutung sind. Zusätzlich verstärkten sich Entzündungsreaktionen, die bei der Krebsentwicklung ebenfalls eine Rolle spielen. Die Mechanismen, die zu diesen Veränderungen führen, sind noch nicht vollständig aufgeklärt.