Dialyse: Mehr Behandlungen zu Hause in Entwicklungsländern

Bisher genaueste Zählung ergibt, dass sich weltweit zwei Millionen Menschen regelmäßig einer Blutwäsche unterziehen
Historischer Dialyse-Apparat
Historischer Dialyse-Apparat
© Deutsches Bundesarchiv
London (Kanada) - Rund zwei Millionen Nierenkranke weltweit unterziehen sich regelmäßig einer künstlichen Blutwäsche, der sogenannten Dialyse. Dies ist das Ergebnis einer kanadischen Forschergruppe, die in 130 Ländern die Aufzeichnungen aus den Jahren 1997 bis 2008 analysierte. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass Dialyse-Behandlungen zu Hause rund um den Globus zunehmen. Dies sei aber vor allem auf eine Steigerung in den Entwicklungsländern zurückzuführen, wie sie im Fachblatt „Journal of the American Society of Nephrology“ schreiben. In den Industriestaaten werde die Dialyse in den eigenen vier Wänden dagegen weniger eingesetzt.

„Unsere Erkenntnisse könnten Einfluss auf wirtschaftliche Entwicklungen und die Forschung in diesem Bereich haben“, sagt Arsh Jain von der University of Western Ontario. Jain bezieht sich dabei insbesondere auf das Verfahren der Peritonealdialyse, auch Bauchfelldialyse genannt. Bei dieser Methode wird im Gegensatz zur bekannteren Hämodialyse keine Maschine („künstliche Niere“) mit einem speziellen Filter zur Blutreinigung eingesetzt. Vielmehr nutzt der Betroffene bei der Peritonealdialyse sein eigenes gut durchblutetes Bauchfell („Peritoneum“) als körpereigene Filtermembran. Vorteil dieser Methode ist, dass der Patient dafür nicht in ein Krankenhaus muss, sondern sich selbst zu Hause behandeln kann. Dies macht ihn unabhängiger, da er seinen Zeitplan flexibler gestalten kann. Außerdem ist das Verfahren preiswerter.

2008 gab es weltweit rund 200.000 Menschen, die sich einer Blutwäsche mittels Bauchfelldialyse unterzogen – also rund jeder zehnte Dialyse-Patient. Davon lebten etwa 60 Prozent in den Entwicklungsländern und ungefähr 40 Prozent in den Industriestaaten. Während der zwölf ausgewerteten Jahre wuchs die Zahl der Bauchfelldialyse-Patienten in den Entwicklungsländern um zirka 25 Patienten pro einer Million Einwohner, in den Industriestaaten um rund 22 Patienten pro einer Millionen Einwohner. Da aber auch die Gesamtzahl der Dialyse-Patienten in den Industriestaaten stark anstieg, nahm hier der proportionale Anteil der Bauchfelldialysen um 5,3 Prozent ab, während er in den Entwicklungsländern gleich blieb.

Gesunde Menschen filtern über ihre zwei Nieren schädliche Stoffe aus dem Blut, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Bei einer Nierenschwäche ist das paarige Organ nicht mehr in der Lage, die unerwünschten Stoffwechselprodukte herauszufiltern. Das Blut muss dann mittels einer Dialyse gereinigt werden. Dem Vorteil der größeren Unabhängigkeit bei der Bauchfelldialyse steht ein höheres Infektionsrisiko als bei der Reinigung über die künstliche Niere gegenüber.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Global Trends in Rates of Peritoneal Dialysis“, Arsh K. Jain et al.; Journal of the American Society Nephrology (JASN), DOI:10.1681/ASN.2011060607.


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg