Diabetes: Geringstes Risiko bei Blutgruppe 0
„Die Bedeutung der unterschiedlichen Blutgruppen für Diabetes sollte in zukünftigen klinischen und epidemiologischen Studien erforscht werden“, sagt Guy Fagherazzi vom Gustave-Roussy Institute in Villejuif. Sein Forscherteam wertete Daten von 82.104 Teilnehmerinnen einer 1990 gestarteten Langzeitstudie aus. Sechs Jahre nach Beginn wurden bei einer Stichprobe von 800 Frauen zusätzlich Blutzuckerspiegel und Fettwerte ermittelt. Im Vergleich zu Frauen mit Blutgruppe 0 war das Diabetesrisiko bei Blutgruppe A um 10 Prozent und bei Blutgruppe B sogar um 21 Prozent erhöht. Die Gruppe aller Rhesusfaktor-positiven Frauen unterschied sich im Krankheitsrisiko nicht von den Rhesusfaktor-negativen Frauen. Der Vergleich zwischen Personen mit verschiedenen Kombinationen von Rhesusfaktor und Blutgruppen des AB0-Systems ergab: Diejenigen mit Blutgruppe B, Rhesus-positiv erkrankten mit einer um 35 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Diabetes als Frauen mit Blutgruppe 0, Rhesus-negativ. Diese statistischen Zusammenhänge blieben in der Stichprobe auch dann bestehen, wenn Blutzuckerspiegel und Fettwerte berücksichtigt wurden.
Menschen mit Blutgruppe A, B oder AB bilden im Gegensatz zu denen mit Blutgruppe 0 bestimmte Proteine oder Lipide auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Diese könnten die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe verstärken, vermuten die Autoren. Das würde die Entwicklung von Diabetes begünstigen. Es gibt aber auch andere Erklärungsversuche. So wäre es möglich, dass sich die einzelnen Blutgruppen unterschiedlich auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken. Und die Darmkeime beeinflussen bekanntlich Entzündungsreaktionen im Körper sowie die Regulation von Energiehaushalt und Zuckerstoffwechsel.