Depressionen: Warum Elektrokrampftherapie hilft

Die Behandlung reduziert zu starke Verbindungen zwischen Gehirnarealen
Aberdeen (Großbritannien) - Die sogenannte Elektrokrampftherapie ist eine der wirksamsten Behandlungen bei schweren Depressionen – warum sie funktioniert, war jedoch bisher weitgehend unklar. Nun haben britische Forscher herausgefunden, dass die Methode zu starke Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnarealen reduziert. Dieses Ergebnis unterstützt die Vermutung, dass Depressionen durch Hyperkonnektivität gekennzeichnet sind, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „PNAS“ berichten. Bei der Elektrokrampftherapie, früher auch oft als Elektroschocktherapie bezeichnet, wird das Gehirn unter Vollnarkose mit Strom geflutet. Zusätzliche Medikamente entspannen die Muskeln im Körper, so dass der kurze Krampfanfall nur im Gehirn stattfindet.

„Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese der Hyperkonnektivität bei Depressionen und ebenso den Vorschlag, dass sehr hohe Konnektivität sowohl ein Biomarker als auch ein Ansatz für Behandlungen bei Stimmungsstörungen sein kann”, schreibt das Team um Jennifer Perrin von der University of Aberdeen. Für ihre Studie hatten die Forscher neun Probanden mit schweren Depressionen jeweils vor und nach Elektrokrampftherapien untersucht. Mithilfe von funktionellen Magnetresonanztomographien konnten sie zeigen, dass durch die Behandlung die Aktivität im neuronalen Netzwerk innerhalb eines Teils im Vorderhirn deutlich zurück ging, der bereits früher mit Depressionen in Verbindung gebracht worden war: dem dorsolateralen präfrontalen Kortex.

Der Effekt trat nur auf der linken Gehirnseite auf und unterstützt damit auch Ergebnisse früherer Studien, welche Depressionen mit einem gestörten Gleichgewicht zwischen linker und rechter Gehirnseite in Verbindung bringen konnten. Außerdem reduzierte sich gleichzeitig die Aktivität zwischen diesem Teil des Vorderhirns und anderen Gehirnarealen. Die Forscher verglichen die Daten mit Fragebögen zur Schwere der Depression, die die Teilnehmer ebenfalls vor und nach der Behandlung ausfüllten. Es zeigte sich, dass mit einer zurück gehenden Aktivität im neuronalen Netz auch die Symptome der Probanden deutlich nachließen. Als nächstes wollen die Wissenschaftler nun klären, wie lange dieser Effekt nach einer Elektrokrampftherapie anhält.

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Quelle: "Electroconvulsive therapy reduces frontal cortical connectivity in severe depressive disorder", Jennifer S. Perrin et al.; PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1117206109


 

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