Denksport beflügelt die Persönlichkeit von Senioren

Ältere Menschen mit erhöhter Auffassungsgabe sind auch offener gegenüber neuen Erfahrungen
Kopfarbeit macht Senioren offener gegenüber neuen Herausforderungen
Kopfarbeit macht Senioren offener gegenüber neuen Herausforderungen
© Thompson-McClellan
Champaign (USA) - Erfolgserlebnisse nach intensivem Denksport-Training ändern selbst bei älteren Menschen die Persönlichkeitsstruktur. Dies fanden US-Forscher in einer Studie mit Senioren heraus. Nach Aussage der Wissenschaftler wiesen sie erstmals nach, dass wesentliche Charakterzüge noch im hohen Alter ohne den Einsatz von Medikamenten modifiziert werden können. Die betagten Probanden hatten an einem Programm teilgenommen, um ihre Auffassungsgabe zu steigern. Am Ende waren sie auch wesentlich offener gegenüber neuen Erfahrungen, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Psychology and Aging“.

„Es gibt Annahmen, dass sich die Persönlichkeit nicht mehr ändert, sobald ein Mensch das Alter von 20 bis 30 Jahren erreicht hat. Unsere Versuche belegen aber, dass auch Senioren mit durchschnittlich 75 Jahren noch wesentliche Charakterzüge ändern können“, sagt Brent Roberts. An der Studie des Psychologen von der University of Illinois hatten insgesamt 314 Menschen im Alter von 60 bis 94 Jahren teilgenommen. Diese waren in zwei Gruppen eingeteilt worden: Eine absolvierte ein 16-wöchiges Programm, bei dem die Probanden zu Hause Übungen zur Mustererkennung, Rätsel und Puzzles lösen mussten. Außerdem nahmen sie an Strategie-Schulungen teil. Die andere Gruppe erhielt keine Aufgaben.

Die Wissenschaftler hatten in ihrer Studie besonderen Wert darauf gelegt, die Versuchsteilnehmer herauszufordern, sie aber nicht mit den Tests zu erdrücken. Daher erhielten die Senioren jede Woche etwas schwierigere Hausaufgaben, die sie im eigenen Tempo lösen konnten. „Mit wachsendem Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten sollte eine Freude für intellektuelle Herausforderungen und Kreativität gefördert werden“, erläutert Roberts. Einige Wochen vor und nach dem Programm testeten die Psychologen bei sämtlichen Versuchsteilnehmern die Auffassungsgabe sowie die Persönlichkeitsstruktur. Dabei fanden sie heraus, dass sich nur in der trainierten Gruppe die Fähigkeiten zur Problemlösung verbessert hatten. „Gleichzeitig zeigten ausschließlich diese Probanden eine moderate aber signifikante Steigerung ihrer Offenheit“, berichtet Roberts.

Psychologen bezeichnen Offenheit als eine der fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit. Zu den anderen Kennzeichen gehören Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sowie die sogenannte Extraversion, also eine nach außen gewandte Haltung. Hinzu kommt als fünfte Dimension der sogenannte Neurotizismus. Dieser umschreibt, dass ein Mensch nervös, emotional labil, ängstlich, unsicher und leicht zu stressen ist. Roberts und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Offenheit eines Menschen mit den geistigen Fähigkeiten gekoppelt ist. Denn sie kennzeichnet einen flexiblen und kreativen Menschen, der geistige Herausforderungen und neue Ideen annimmt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Can An Old Dog Learn (and Want to Experience) New Tricks? Cognitive Training Increases Openness to Experience in Older Adults“, Joshua J. Jackson et al.; Psychology and Aging, DOI:10.1037/a0025918


 

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