Das Neurophon – Telefonnummern wählen mit Gedanken

Flackernde Nummerntasten erzeugen spezifische Hirnströme
Flackernde Ziffern für eine Nummernwahl mit Gedanken
Flackernde Ziffern für eine Nummernwahl mit Gedanken
© University of California, San Diego
La Jolla (USA) - Mit der Kraft der Gedanken lassen sich heute schon Prothesen bewegen oder Computerspiele steuern. Nun reichen Hirnströme auch aus, um Telefonnummern zu wählen. Den Prototyp eines solchen "Neurophons" entwickelten Wissenschaftler von der University of California in San Diego. Wie sie in der Fachzeitschrift "Journal of Neural Engineering" berichten, konnten zehn Testpersonen völlig fehlerfrei zehnstellige Telefonnummern per Gedankenkraft wählen.

"Unsere Experimente zeigten, dass jeder dazu fähig ist. Aber manche Personen erreichen eine höhere Trefferquote als andere", sagt Tzyy-Ping Jung vom kalifornischen Swartz Center for Computational Neuroscience der Zeitschrift "Technology Review". Jung und Kollegen realisierten das "Neurophon" mit einem Set aus Elektroden, die auf den Köpfen der Testpersonen angebracht wurden und über eine Bluetooth-Verbindung mit einem handelsüblichen Handy verbunden war. Auf einem kleinen Bildschirm sahen die Probanden eine Tastatur mit den üblichen zehn Ziffern. Das Bild jeder Ziffertaste flackerte dabei mit einer anderen Frequenz. Die "1" beispielsweise blitzte neun Mal pro Sekunde auf, die "2" nur etwas häufiger mit einer Frequenz von 9,25 Hertz.

Betrachteten die Probanden nun die gewünschte Zifferntaste, übertrug sich auch die Flackerfrequenz auf die Hirnströme. Gemessen mit den angeklebten Elektroden entstand so ein Datensatz, aus dem ein auf dem Handy vorher installiertes Computerprogramm die gewünschte Nummer herauslesen und wählen konnte. Bei diesem Versuch erreichten alle zehn Testpersonen eine Erkennungsquote von 100 Prozent.

Ein solches Neurophon könnte Menschen mit gravierenden Lähmungen und Sprachproblemen das Telefonieren erleichtern. Nur eine leichte Kappe mit Hirnstromelektroden und ein Smartphone mit entsprechender Software wären dazu nötig. Ob jedoch das Flackern einer virtuellen Tastatur auf dem kleinen Handydisplay ausreichen würde, die spezifischen Hirnströme zu erzeugen, konnten die Forscher bisher noch nicht belegen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "A Cell-Phone Based Brain-Computer Interface for Communication in Daily Life", Y-T. Wang, Y. Wang, T-P. Jung; Journal of Neural Engineering, im Druck


 

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