Darmkrebs durch Bakterien?
"Das könnte der Helicobacter pylori des Darmkrebses sein", sagt Cynthia Sears von der Johns Hopkins University in Baltimore. Eine H. pylori-Infektion der Magenschleimhaut ist die Hauptursache von Magengeschwüren und erhöht das Risiko von Magenkrebs. Eine ganz ähnliche Bedeutung haben möglicherweise Toxin bildende Stämme des Darmbakteriums Bacteroides fragilis, die Darmentzündungen und Durchfallerkrankungen auslösen können. Die Bakterien sind im Darm von etwa jedem dritten Menschen vorhanden, auch ohne Krankheitssymptome zu verursachen.
Sears und ihre Kollegen arbeiteten mit Mäusen, die aufgrund einer Mutation mit hoher Wahrscheinlichkeit Darmtumore bilden. Nach Infektion mit Toxin bildenden B. fragilis-Bakterien erkrankten die Tiere zunächst vorübergehend an Durchfall. Später entwickelte sich eine Darmentzündung und es kam zum Wachstum von Tumoren. B. fragilis-Bakterien, die kein Toxin freisetzten, bewirkten innerhalb eines Monats keine Erkrankung. Genauere Untersuchungen ergaben, dass die krankheitserregenden Darmkeime die Produktion des Botenstoffs Interleukin 17 und damit die Aktivität entzündungsfördernder Immunzellen stark erhöhen. Antikörper, die den Botenstoff blockierten, verhinderten Darmentzündung und Tumorwachstum.
Die Forscher arbeiten nun einerseits an einem Bluttest, der eine Infektion mit Toxin bildenden B. fragilis-Bakterien erkennt. Andererseits suchen sie auch nach Möglichkeiten, mit einem Impfstoff oder mit Medikamenten die Darminfektion zu verhindern oder zu stoppen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass weitere Arten von Darmbakterien an der Entwicklung von Darmkrebs beteiligt sind.
DOI: 10.1038/nm.2015