Darmbakterien liefern Hinweis auf Krebsrisiko

Menschen mit Adenomen im Dickdarm haben auch eine gestörte Darmflora
Chapel Hill (USA) - Ein verändertes Spektrum von Darmbakterien könnte bei der Entstehung von Dickdarmkrebs eine wichtige Rolle spielen. Das schließen amerikanische Forscher aus bakteriellen Analysen von Biopsien der Darmschleimhaut. Bei Menschen mit Dickdarmpolypen, die als Vorstufen eines kolorektalen Karzinoms gelten, beherbergt die Schleimhaut andere Bakterienarten als bei Menschen ohne solche Adenome. Der Nachweis eines veränderten Artenspektrums der Darmkeime könnte als Krebsvorsorgeuntersuchung geeignet sein. Die Einnahme probiotischer Bakterien wäre eine Möglichkeit für die Betroffenen, ihr Krebsrisiko zu senken, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Gut Microbes".

Es sei denkbar, dass sich die normalerweise ausgewogene Zusammensetzung der Bakterienpopulation im Dickdarm zugunsten von solchen Mikroben verändert, die giftige Stoffwechselprodukte freisetzen und der Gesundheit schaden, sagt Temitope Keku von der University of North Carolina at Chapel Hill. Ob das verschobene Keimspektrum tatsächlich Adenome verursacht oder ob umgekehrt die Adenome das bakterielle Gleichgewicht stören, lässt sich allerdings durch die Ergebnisse der Untersuchungen noch nicht eindeutig sagen. Um das nachzuweisen, müsste man in Tierversuchen direkt zeigen, dass ein Überschuss an bestimmten Arten von Darmkeimen Krebs auslösen kann. Dann könnten neben den Genen, der Ernährung und anderen Umwelteinflüssen auch die Darmbakterien als ein wichtiger Faktor für das Darmkrebsrisiko betrachtet werden.

Keku und ihre Kollegen untersuchten Darmbiopsien von 44 Menschen. Bei 21 der Probanden wurden Adenome nachgewiesen. Durch molekularbiologische Techniken ermittelten sie sämtliche Bakterienarten aufgrund typischer DNA-Sequenzen. Der Nachweis von Darmpolypen war gekoppelt mit einer stark erhöhten Zahl so genannter Proteobakterien, zu denen auch E. coli zählt, und deutlich geringeren Anteilen von Vertretern der Bacteriodesgruppe. Außerdem war in diesen Fällen die Gesamtzahl verschiedener Keimarten erhöht. Eine größere Studie soll nun unter anderem zeigen, ob sich ähnliche Unterschiede auch durch Stuhluntersuchungen feststellen lassen. Das würde routinemäßige Vorsorgemaßnahmen wesentlich erleichtern.

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Quelle: "Molecular characterization of mucosal adherent bacteria and associations with colorectal adenomas", Xiang Jun Shen et al.; Gut Microbes, Vol. 1(3), p. 1-10


 

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