Corona-Vorhersage fast unberechenbar
Davide Faranda, Physiker und Klimaforscher an der Université Paris-Saclay entwickelte gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien, Mexiko, Dänemark und Japan eine statistische Methode, um die Entwicklung der Corona-Fallzahlen besser abschätzen zu können. Dazu teilten sie die Gesamtbevölkerung in vier Gruppen: Die größte Gruppe vereint die Menschen, die anfälllig für eine Corona-Infektion sind. Zur zweiten Gruppe zählen die Infizierten, die keine Symptome zeigen. Die dritte umfasst die aktuell Infizierten mit Krankheitssymptomen. Und die vierte Gruppe schließlich besteht aus genesenen und gestorbenen Covid-19-Patienten, die folglich andere Personen nicht mehr anstecken können.
Die Prognose basiert nun auf den Umständen, unter denen Menschen von einer zur anderen Gruppe wechseln. Dabei spielen Parameter wie Infektionsrate, Inkubationszeit und Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle. Jede Berechnung der von den Forscher aufgestellten Differentialgleichungen benötigt als Startwert auch die aktuellen Fallzahlen aller vier Gruppen in einer Region. „Wegen der Unsicherheiten sowohl bei den Parametern als auch bei den Fallzahlen, liefern die Prognosen nur Daten mit großen Abweichungen“, sagt Faranda. So wirken sich etwa Dunkelziffern bei den Infizierten extrem stark aus. Sind beispielsweise nur 20 Prozent mehr Menschen infiziert als die offiziellen Zahlen angeben, schwankt die Zahl der zu erwartenden Infizierten zwischen einigen Tausend und einigen Millionen.
Mit diesem ernüchternden Ergebnis zeigt die Studie, dass sich die Entwicklung der Corona-Pandemie selbst mit ausgefeilten Statistik-Methoden bisher kaum fassen lässt. Besonders in der Anfangsphase eines Ausbruchs seien laut Faranda die Unsicherheiten sehr groß. Bessere Prognosen erwarten die Forscher für spätere Phasen der Pandemie und beschränkt auf einzelne Regionen. Auch neue und sicherere Erkenntnisse über Infektionsrisiko und Inkubationszeit könnten die Qualität solcher Prognosen erhöhen. Bis dahin sind Virologen und politische Entscheider umso mehr auf die Ergebnisse möglichst vieler Corona-Tests angewiesen, um eine mögliche zweite Infektionswelle so früh wie möglich erkennen zu können