Büroleben: Mehr Harmonie aber weniger Aufmerksamkeit nach gemeinsamem Mittagessen

Im Vergleich zur kurzen Auszeit am Platz machen Mittagspausen mit Kollegen außer Haus kreativer, senken jedoch die Konzentration
Ein gutes Mittagessen füllt nicht nur den Magen, sondern macht auch kreativ
Ein gutes Mittagessen füllt nicht nur den Magen, sondern macht auch kreativ
© Eloquence
Berlin - Intellektuell nicht ganz auf der Höhe aber mental erfrischt – das sind die Folgen einer Mittagspause mit Kollegen außerhalb des Büros. Was zunächst wie ein Widerspruch erscheint, ist das Ergebnis eines Versuchs deutscher Forscher. Diese hatten die zeitlich begrenzte Mittagspause alleine im Büro mit einer längeren Auszeit in Begleitung von Kollegen außerhalb der Arbeitsumgebung verglichen. Im Experiment waren die Probanden, die ihr Büro nicht verlassen hatten, hinterher aufmerksamer und konzentrierter. Sie konnten beispielsweise Fehler in Prozessen und Abläufen besser erkennen, berichten die Psychologen im Online-Magazin „PLOS ONE“. Dagegen erwiesen sich Versuchspersonen, die außerhalb des Hauses gegessen hatten, als ausgeglichener und kreativer.

„Es ist im Moment noch nicht möglich, genau zu sagen, welche Variablen die Unterschiede verursacht haben“, meint Werner Sommer von der Humboldt Universität in Berlin. Als Faktoren kämen beispielsweise das Zusammensein mit Kollegen und Freunden, die veränderte Umgebung oder die längere Erholungsphase in Frage. In dem Experiment verblieb ein Teil der Probanden alleine im Büro und nahm dort ein kurzes Mittagessen ein. Die anderen Versuchsteilnehmer gingen nicht nur gemeinsam in ein Restaurant, sondern absolvierten dorthin auch einen 15- bis 20minütigen Spaziergang. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, bekamen beide Gruppen ähnliche Speisen zum Essen. Neben praktischen Tests und Fragebögen wurden zum Vergleich auch EEG-Messungen vor und nach der Mittagspause eingesetzt.

Nach Aussagen der beteiligten Forscher ist dies der erste experimentelle Nachweis für die kognitiven und emotionalen Unterschiede der beiden Mittagspausen-Varianten. So wurde den Probanden auch ein Fragebogen vorgelegt, mit dem die Stimmung der Versuchspersonen ermittelt werden konnte. Daraus ergab sich, dass die Restaurant-Besucher hinterher wesentlich entspannter waren als die Kollegen der anderen Gruppe. Außerdem konnten sie die Mimik von Gesichtern besser einordnen – eine Folge der sozialen Interaktionen. Die aktuelle Studie bestätigt vorhergehende Untersuchungen, die den großen Einfluss eines gemeinsamen Essens auf psychologische Prozesse nahe legen. Die Berliner Forscher wollen diesem Phänomen auf wissenschaftlichem Niveau weiter nachgehen.

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