Brustkrebsrisiko steigt schon bei geringem Alkoholkonsum
Der zuverlässigste Indikator für das alkoholbedingte Brustkrebsrisiko sei die während des Erwachsenenlebens insgesamt konsumierte Menge an Alkohol, erklären Wendy Chen von der Harvard Medical School in Boston und ihre Kollegen. Die Forscher werteten Daten von 106.000 Frauen aus, die innerhalb von 28 Jahren mehrmals über ihren Alkoholkonsum befragt wurden. 7690 Frauen erkrankten in diesem Zeitraum an invasivem Brustkrebs. Je höher der Alkoholkonsum, desto größer war das Krankheitsrisiko. Eine Alkoholzufuhr von im Schnitt fünf bis zehn Gramm pro Tag - was etwa drei bis sechs Gläsern Wein wöchentlich entspricht - war mit einem um 15 Prozent erhöhten Risiko verbunden, verglichen mit Frauen, die keinen Alkohol tranken. Ab durchschnittlich 30 Gramm Alkohol pro Tag - das wären mindestens zwei Gläser Wein täglich - stieg der Wert auf 51 Prozent.
Ob der Alkohol im Alter zwischen 18 und 40 Jahren oder nach dem 40. Lebensjahr konsumiert wurde, machte keinen Unterschied. Eine mögliche Erklärung für den nachgewiesenen Zusammenhang könnte darin bestehen, dass der Alkohol den Östrogenspiegel erhöht, vermuten die Forscher. Der genaue Mechanismus sei noch nicht bekannt. Die Studie liefere keine Aussage darüber, ob Frauen ihr Brustkrebsrisiko senken können, wenn sie nach den Wechseljahren auf Alkohol verzichten, schreibt Steven Narod vom Women's College Research Institute in Toronto in einem begleitenden Kommentar. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass sich geringer Alkoholkonsum positiv auf Herz und Gefäße auswirkt. Weitere Studien, die beide Effekte des Alkohols dokumentieren, seien nötig, bevor konkrete Empfehlungen möglich sind.
Editorial: "Alcohol and Risk of Breast Cancer", Steven A. Narod, Journal of the American Medical Association (JAMA), Vol. 306(17), p. 1920-1921