Brautwerbung bei Spinnen: Nicht nur die Größe zählt

Wenn Weibchen die Wahl haben, bevorzugen sie große Männchen, aber kleine Männchen haben den Vorteil, schneller geschlechtsreif zu sein
Weibliche Rotrückenspinne frisst das Männchen nach der Begattung
Weibliche Rotrückenspinne frisst das Männchen nach der Begattung
© Ken Jones / MCB Andrade 2002
Sydney (Australien) - In direkter Konkurrenz haben große Spinnenmännchen mehr Erfolg als kleine, wenn es darum geht, Weibchen zu begatten. Trotzdem gibt es unter den Rotrückenspinnen (Latrodectus hasselti), auch australische Schwarze Witwen genannt, ein breites Spektrum verschieden großer männlicher Tiere. Ein australisch-kanadisches Forscherteam konnte jetzt zeigen, dass eine geringe Körpergröße für die Männchen auch mit einem wichtigen Vorteil verbunden ist: Sie entwickeln sich schneller als ihre großwüchsigen Rivalen. Die frühere Geschlechtsreife führt dazu, dass sie sich unter Umständen sogar erfolgreicher fortpflanzen können, berichten die Biologen im "Journal of Evolutionary Biology".

"Die Qualität eines Männchens lässt sich nicht allein an der Körpergröße ablesen", sagt Michael Kasumovic von der University of New South Wales in Sydney. Für die biologische Fitness würden noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle spielen, darunter die Dauer der Entwicklung zur Geschlechtsreife. "Untersuchungen an Fliegen, Mücken und Käfern haben gezeigt, dass sich kleine Männchen schneller entwickeln als große, so dass sie sich bereits fortpflanzen können, bevor die Konkurrenz der großen Männchen auf der Bühne erscheint", so Kasumovic. Zusammen mit Maydianne Andrade von der University of Toronto studierte er das Verhalten von männlichen Rotrückenspinnen in Freigehegen. Ihre Brautwerbung dauert zwischen 50 Minuten und 4,5 Stunden, je nachdem ob Rivalen in der Nähe sind oder nicht. Nach der Begattung, die 6 bis 31 Minuten dauert, wird das Männchen oft von dem 3- bis 4-mal größeren Weibchen verspeist.

Wenn männliche Spinnen unterschiedlicher Größe gleichzeitig auf Brautschau geschickt wurden, erreichten die großen Tiere viel öfter ihr Ziel. Gab man den kleinen Männchen aber einen zeitlichen Vorsprung von einem Tag - um ihre schnellere Entwicklung in der Natur zu simulieren - erwiesen sie sich als zehnmal erfolgreicher als die großen Rivalen. Vielleicht sind die kleinen Spinnen ja auch flinker, womit sie noch einen zusätzlichen Vorteil hätten: Sie könnten nach der Begattung eher mit dem Leben davonkommen.

University of New South Wales
Quelle: "A change in competitive context reverses sexual selection on male size", Michael M. Kasumovic, Maydianne C. B. Andrade, Journal of Evolutionary Biology, DOI: 10.1111/j.1420-9101.2008.01648.x


 

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