Blutplättchen fördern Wachstum von Eierstockkrebs

„Vielleicht dienen die Blutplättchen als Treibstoffdepot für Tumoren, indem sie sie mit Wachstumsfaktoren versorgen“, sagt Anil Sood vom Krebszentrum der University of Texas in Houston, der Leiter des Forscherteams. Die aus den Thrombozyten freigesetzten Botenstoffe könnten beispielsweise das Wachstum von Blutgefäßen im Tumor verstärken, vermuten die Forscher. Sie konnten nicht nur nachweisen, was den schon lange bekannten Anstieg der Thrombozytenzahl bei Eierstockkrebs auslöst. Ihre Ergebnisse zeigen auch, dass dieser Anstieg den Krankheitsverlauf beschleunigt. Da Blutplättchen wesentlich an der Blutgerinnung beteiligt sind, erklären die Resultate zudem, warum Gerinnungshemmer den Erfolg einer Krebstherapie verbessern können.
Die Forscher stellten fest, dass bei einem Drittel der untersuchten Patientinnen mit Eierstockkrebs die Thrombozytenzahl sowie die Konzentrationen von Interleukin-6 und dem Hormon Thrombopoetin in ihrem Blut erhöht waren. Diese Frauen hatten eine deutlich kürzere Überlebenszeit als die anderen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Tumorzellen Interleukin-6 produzieren und dadurch die Produktion des Hormons anregen, was die Bildung von Blutplättchen steigert. Indem diese wiederum das Krebswachstum beschleunigen, ergibt sich eine positive Rückkopplung.
In Versuchen mit Krebsmäusen hemmten die Forscher durch molekularbiologische Methoden die Produktion von Interleukin-6 oder Thrombopoetin. In beiden Fällen sank die Thrombozytenzahl. Die Behandlung mit dem Antikörper Siltuximab, der das Interleukin blockiert, bremste auch das Tumorwachstum. In Kombination mit einer Chemotherapie ergab sich dadurch ein Hemmeffekt von 90 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen: Medikamente, die einen Anstieg der Thrombozytenzahl verhindern, könnten den Erfolg einer Chemotherapie von Eierstockkrebs verbessern. Auch einige andere Krebsarten, bei denen der Thrombozytenspiegel steigt, ließen sich möglicherweise durch diese Strategie effektiver behandeln.