Blutige Nase? Salzlösung genügt

Bei Nasenbluten sind Sprays mit verschiedenen Wirkstoffen einem Nasenspray aus Kochsalzlösung nicht überlegen
Ein Spray mit einfacher Kochsalzlösung kann Abhilfe bei wiederkehrendem Nasenbluten schaffen.
Ein Spray mit einfacher Kochsalzlösung kann Abhilfe bei wiederkehrendem Nasenbluten schaffen.
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Salt Lake City (USA) - Bei häufig wiederkehrendem Nasenbluten kann ganz simple Salzlösung helfen. Das haben US-Mediziner bei Patienten beobachtet, die aufgrund einer Erbkrankheit unter hartnäckigem Nasenbluten leiden. Sie fanden keinen Unterschied zwischen der Behandlung mit Medikamenten und dem Placebo Kochsalzlösung: Dauer und Häufigkeit des Nasenblutens waren vergleichbar, berichten sie im Fachblatt „JAMA”. Offenbar ist schon das einfache Feuchthalten der Nasenschleimhaut ein wirksames Mittel gegen die Blutungen. Was bei dem erblich bedingten Nasenbluten hilft, lindert sehr wahrscheinlich auch ganz gewöhnliches Nasenbluten. Das müssen die Forscher allerdings noch explizit untersuchen.

„Diese Forschung zeigt, dass selbst die einfachsten Mittel nützlich sein können”, erläutert Erstautor Kevin Whitehead von der University of Utah School of Medicine. „Kein Medikament war wirksamer als das Kochsalzplacebo, aber den meisten Patienten ging es im Laufe der Behandlung besser – auch diejenigen, die Kochsalzlösung benutzten.” Whitehead und seine Kollegen hatten 121 Patienten mit Morbus Osler behandelt. Bei dieser erblichen Erkrankung ist das Gefäßbindegewebe derart verändert, dass sich die feinen Blutgefäße ausweiten, weshalb es typischerweise zu häufigem und massivem Nasenbluten kommt. Sie wird auch als Rendu-Osler-Weber-Syndrom oder hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) bezeichnet.

Die Probanden wandten über einen Zeitraum von zwölf Wochen zweimal täglich eines von vier Nasensprays mit verschiedenen Inhaltsstoffen an: Bevacizumab (1%, was einer Tagesdosis von 4 mg entspricht), Estriol (0.1%, was einer Tagesdosis von 0,4 mg entspricht) oder Tranexamsäure (10%, was einer Tagesdosis von 40 mg entspricht). Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo mit 0,9-prozentiger Kochsalzlösung. Alle Teilnehmer berichteten täglich, wie oft, wie lang und wie heftig sie Nasenbluten hatten. Zu Beginn und zum Ende der zwölf Wochen berechneten die Forscher einen Wert zwischen 0 und 10, der die Schwere der Symptome bezeichnete.

Am Ende der Behandlungsphase hatten sich die Symptome bei allen Teilnehmern gebessert: Der Wert fiel von 5 bis 6 auf 3 bis 4 – und zwar unabhängig davon, welches Nasenspray benutzt worden war. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Medikamente, die Menschen auf der ganzen Welt benutzt haben, keinen Vorteil gegenüber einfacher Kochsalzlösung bieten”, erklärt Seniorautor James Gossage von der Augusta University. Die Forscher können nicht ausschließen, dass insgesamt ein Placeboeffekt für die Wirkung verantwortlich ist, dass also die Patienten schlicht deshalb eine Verbesserung erleben, weil sie eine erwarten. Außerdem sei denkbar, dass die Medikamente eine bessere Wirkung erzielen könnten, wenn sie in höherer Dosis oder auf andere Weise verabreicht würden – etwa als Gel, das besser auf der Nasenschleimhaut haftet.

Dennoch können die Mediziner Kochsalzlösung uneingeschränkt empfehlen. „Wir betonen, wie wichtig Feuchtigkeit ist”, so Whitehead. „Wir sagen unseren Patienten, dass schon so was Einfaches wie morgens und abends ein Kochsalzspray zu benutzen, etwas Erleichterung bringen kann.” Es ist schlüssig, dass allein die Feuchtigkeit schon gegen Nasenbluten hilft, denn trockene Nasenschleimhäute neigen eher zum Bluten als feuchte. Die Blutungen, die Patienten mit Morbus Osler haben, unterscheiden sich nicht grundsätzlich von gewöhnlichem Nasenbluten. Daher gehen die Forscher davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf Patienten übertragen lassen, die aus anderen Gründen unter Nasenbluten leiden. Ob dies tatsächlich der Fall ist, lässt sich laut Gossage leicht überprüfen.

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