Bisherige Klimamodelle unterschätzen das Artensterben

„Es gibt hochentwickelte meteorologische Modelle, um den Klimawandel vorherzusagen“, meint Mark Urban. Der Ökologe von der University of Connecticut weist aber darauf hin, dass in diese Berechnungen das Verhalten der Arten zu wenig einfließt: „Im realen Leben wandern Lebewesen herum, stehen im Wettkampf miteinander, parasitieren oder fressen andere Spezies.“ Arten, die sich dem Klimawandel am besten anpassen, haben einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denen, die das nicht tun. Dagegen fallen Arten mit sehr speziellen Ansprüchen an ihr Lebensumfeld und einer geringen geografischen Verbreitung den Klima-Veränderungen leicht zum Opfer.
Schon jetzt gibt es aufgrund des Klimawandels eine Migration der Arten: Bei steigenden Temperaturen wandern beispielsweise Pflanzen und Tiere, die kühlere Temperaturen bevorzugen, in höhere Regionen aus. Aber einige Arten sind dabei zu langsam, um sich den Veränderungen anzupassen. Andere Spezies werden schlicht von schnelleren Konkurrenten überholt, die dann die begehrten Biotope bewohnen. „Es geht letztlich nicht darum, wie schnell sich eine Art bewegt, sondern wie schnell sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten ist“, meint Urban. Der Forscher und seine Kollegen gehen davon aus, dass bisherige Prognosen des Arten-Verlustes viel zu optimistisch sind. Als Beispiel für besonders empfindliche Lebensräume nennen sie tropische Lebensräume, in denen viele Arten in enger Symbiose leben.