Billigversion: Computer mit den Augen steuern

Studenten konstruieren Augensteuerung mit handelsüblicher Billigware - Vorläufer für kompliziertere Varianten
Neurotechnologie zum Selbstbau-Preis: Der Prototyp eines Eye-Tracker-Systems aus handelsüblichen Technikkomponenten
Neurotechnologie zum Selbstbau-Preis: Der Prototyp eines Eye-Tracker-Systems aus handelsüblichen Technikkomponenten
© Faisal Lab, Imperial Collage London
London (Großbritannien) - Tausendmal günstiger als heute üblich lässt sich ein Computer mit den Augen steuern. Londoner Studierende konstruierten aus handelsüblichen Kleinteilen einen simplen Prototyp, mit dem sich der Urahn der Computerspiele - "Pong" - allein mit den Augen steuern lässt. Webcams an einem Brillengestell zeichnen die Blickbewegungen des Nutzers auf. Diese Daten verarbeitet eine Software, um mit ihrer Hilfe den fliegenden Punkt auf dem Spielbildschirm zu steuern. Statt 28.000 Euro wie heute übliche Eye-Tracking-Systeme kostet die Studierenden-Konstruktion nur rund 28 Euro. Das kostengünstige System soll nicht nur Körperbehinderten die Welt der Computerspiele öffnen. Es könnte künftig auch andere Computeranwendungen oder gar Rollstühle steuern helfen.

"Wir denken, dies hat ein enormes Potenzial, besonders weil es nicht Mengen an teurer Ausrüstung braucht. Wir hoffen, die Technologie letztendlich online zugänglich machen zu können, so dass jeder versuchen kann, neue Anwendungen und Spiele damit zu entwickeln", erklärt Aldo Faisal, Neurotechnologe und Leiter des Studenten-Teams vom Imperial College London. Forschernachwuchs aus den Abteilungen Computerwissenschaften und Bioingenieurwesen hatte sich zusammengetan, um das System samt zugehöriger Software zu entwickeln. Ein Spiel vom Typ "Pong" benötigt nur einfachste Steuerung: Auf der offenen Seite eines Spielfelds wird ein waagerechter Balken seitlich verschoben, um einen über den Schirm fliegenden Punkt zurückprallen zu lassen - wie einen Ball an einem Schläger.

Für die Hardware sind zwei einfache Webcams so an einem Brillengestell montiert, dass sie außerhalb der Blicklinie aus etwa 10 Zentimeter Entfernung die Bewegungen des Auges aufnehmen. Aus den Infrarot-Informationen dieses bewegten Bildes kann dann eine Software die Bewegungen von Iris und Pupille heraus rechnen und damit die Veränderung der Blickrichtung erkennen. Das Team arbeitet derzeit an weiteren Verfeinerungen und hofft auf Alltagserleichterungen für Körperbehinderte, so Faisal: "In der Zukunft könnten Menschen in der Lage sein, mit einem Blinzeln Seiten eines elektronischen Buches umzublättern oder per Augenrollen ihren Lieblingssong zu starten".

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Imperial College London


 

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