Bestätigt: Die für alle ideale Ernährungsweise gibt es nicht

Ob mediterrane Küche oder Atkins-Diät – die Gene bestimmen, was dem einen guttut und den anderen krank macht
Nach vier Monaten einer Ernährungsweise, wie sie in Westeuropa üblich ist, wurde die rechte Maus fettleibig, die linke dagegen nicht.
Nach vier Monaten einer Ernährungsweise, wie sie in Westeuropa üblich ist, wurde die rechte Maus fettleibig, die linke dagegen nicht.
© William Barrington, North Carolina State University
Orlando (USA) - Ein und dieselbe Ernährungsweise kann für verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Folgen haben: Die einen bleiben schlank und gesund, die anderen werden davon fettleibig und herzkrank. Ursache dafür ist unter anderem das je nach Individuum unterschiedliche Set an Genen, die den Stoffwechsel steuern. Das bestätigten jetzt Forscher in Fütterungsversuchen mit Mäusen. Bei Tieren aus vier Stämmen von Labormäusen wirkte sich das jeweils gleiche Futterangebot höchst unterschiedlich auf Körpergewicht und Herzgesundheit aus. Es sei daher fraglich, ob es gerechtfertigt ist, eine bestimmte Ernährungsform generell als gut oder schlecht zu beurteilen, erklärten die Wissenschaftler auf einer Konferenz der „Genetics Society of America” in Orlando.

„Die gesundheitlichen Vorteile und Risiken einer bestimmten Ernährung werden zu stark verallgemeinert“, sagte William Barrington aus dem Labor von David Threadgill an der Texas A&M University in College Station. „Verschiedene Individuen unterscheiden sich in der für sie optimalen Ernährungsweise.“ Auf welchen genetischen Merkmalen dies konkret beruht, ist noch nicht bekannt. Die Forscher arbeiteten mit vier Zuchtlinien von Mäusen, die als Modell für individuelle genetische Unterschiede zwischen vier einzelnen Menschen dienten. Sie testeten die Auswirkungen von vier verbreiteten Ernährungsformen: Mediterrane Küche, traditionell japanische Kost, fett- und kohlenhydratreiche Speisen westlicher Industrieländer und eine Form der Atkins-Diät mit hohem Fett- und geringem Kohlenhydratanteil. Um die Zusammensetzung des menschlichen Essens möglichst genau zu simulieren, enthielt die fischreiche japanische Nahrung Reis als Hauptquelle von Kohlenhydraten und war sogar noch mit einem Extrakt aus grünem Tee versetzt. In der Mittelmeerkost, der ein Extrakt aus Rotwein zugesetzt war, machte Weizen den Hauptanteil an Kohlenhydraten aus. Als Kontrolle diente ein für Labormäuse übliches Standardfutter. Die Tiere hatten sechs Monate lang freien Zugang zu jeweils einem der insgesamt fünf Nahrungsangebote.

Es gab insgesamt keine einheitliche Reaktion der vier Gruppen genetisch unterschiedlicher Mäuse auf eine bestimmte Ernährungsweise. Das japanische Essen hatte bei den meisten Stämmen positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Die in Westeuropa übliche Kost wirkte sich dagegen überwiegend negativ aus: Viele Mäuse wurden fettleibig, der Cholesterinspiegel stieg an und damit auch das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten. Doch bei dem einen Mäusestamm waren diese Effekte stärker, bei anderen nur schwach ausgeprägt. Die Mäuse eines Stammes blieben gesundheitlich sogar nahezu unbeeinflusst von den verschiedenen Ernährungsformen. Die Atkins-Diät führte bei dem einen Stamm zu Fettleibigkeit und weiteren Stoffwechselstörungen, während die Tiere eines anderen Stammes weitgehend gesund blieben.

„Wir stellten zudem fest, dass die Ursachen einer Fettleibigkeit unterschiedlich waren“, sagte Barrington. Bei der einen Ernährungsweise war es eine erhöhte Kalorienzufuhr, die ein starkes Übergewicht zur Folge hatte, bei einer anderen nahmen die Tiere weniger Kalorien auf und wurden trotzdem fett. Es sei höchst wahrscheinlich, dass das Ausmaß der unterschiedlichen Reaktionen auf die einzelnen Ernährungsformen auch bei Menschen zu beobachten wäre, sagte Barrington. Für jeden einzelnen müsste die für diese Person optimale Ernährung ermittelt werden. Dazu könnte ein Gentest dienen, an dem die Forscher nun arbeiten. Erst wenn dieser zur Verfügung steht, seien zuverlässige Ernährungsempfehlungen darüber möglich, welche Kost für einen bestimmten Menschen mehr und welche weniger geeignet ist.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Pathophysiological responses to dietary patterns differ with genetic backgrounds”, William T. Barrington et al.; Beitrag zur Allied Genetics Conference in Orlando, http://www.genetics2016.org


 

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