Beliebte aber brisante Mischung
„Was wir nicht sagen können, ist, ob das auch automatisch dazu führt, dass man mehr trinkt“, erläutert Rebecca McKetin vom Centre for Research on Ageing, Health and Well-being an der Australian National University in Canberra. Offenkundig spielten dabei auch andere Faktoren eine Rolle – Menschen könnten sich über ihre Gelüste hinwegsetzen und viele Dinge würden die Entscheidung beeinflussen, ob jemand weiter trinkt oder nicht. „Aber wie auch immer, wenn es zu einem erhöhten Alkoholgenuss führt, würden wir erwarten, dass diejenigen, die Alkohol mit Energydrinks trinken, mehr trinken als ihre Freunde, die das nicht tun.“ McKetin und ihre Kollegin Alice Coen hatten 75 nüchternen Freiwilligen im Alter von 18 bis 30 Jahren einen Drink aus 200 Milliliter Ananas-Kokosnuss-Fruchtgetränk und 60 Milliliter Wodka serviert. Außerdem enthielt der Cocktail noch entweder einen Energydrink oder Soda. Die Probanden hatten zehn Minuten Zeit für den Drink und wussten dabei nicht, was genau sie zu trinken bekommen hatten. Vor sowie zwanzig Minuten nach dem Test befragten die Forscher die Teilnehmer mit Hilfe spezieller Fragebogentests unter anderem danach, wie sehr es sie nach weiterem Alkohol gelüstete. Außerdem maßen sie noch die Atemalkoholkonzentration vor und dreißig Minuten nach dem Genuss.
Diejenigen Probanden, die einen Cocktail mit Energydrink bekommen hatten, hatten danach eine geringere Atemalkoholkonzentration als die Teilnehmer der anderen Gruppe. Darüber hinaus fanden sie das Getränk leckerer als die anderen und hatten tendenziell auch ein größeres Bedürfnis, weiter trinken zu wollen. Besonders deutlich war dieser Effekt bei höheren Atemalkoholkonzentrationen von 0,04 bis 0,05 g/dl. Um zu verstehen, welche Faktoren für diesen Effekt verantwortlich sind, und ob sich der Alkoholkonsum tatsächlich erhöht, seien weitere Untersuchungen notwendig, schreiben McKetin und ihre Kollegin. Zwar hatten frühere Studien Hinweise darauf geliefert, dass der Konsum von Alkohol mit Energydrinks mit dem Genuss höherer Mengen an Alkohol einhergeht. Es sei aber etwa auch einfach denkbar, so McKetin, dass wer grundsätzlich häufiger Alkohol trinke, auch eher dazu neige, Alkohol mit Energydrinks gemixt zu trinken.
Bei alkoholischen Mischgetränken können auch die nicht-alkoholischen Zutaten für eine deutliche Wirkung verantwortlich sein. So ist zum Beispiel die Mischung mit Diät-Limonaden ebenfalls nicht unbedenklich, wie zwei US-Forscherinnen im vergangenen Jahr im selben Fachblatt berichteten. Es mag zwar Kalorien sparen, den Drink mit solchen mit Zuckeraustauschstoffen statt mit Zucker gesüßten Getränken zu mixen. Doch dann entfaltet der Alkohol deutlich heftiger seine Wirkung, belegten Messungen der Atemalkoholkonzentration. Obwohl die aufgenommene Menge an Alkohol identisch war, fielen die Werte deutlich höher aus, wenn Hochprozentiges mit Diät-Softdrinks statt mit zuckerhaltigen Softdrinks gemixt wurde. Zudem war auch das Verhalten nach dem Genuss des Diät-Mixes stärker beeinträchtigt - selbst wenn sich die Probanden dieses Unterschieds nicht bewusst waren. Der mögliche Grund für den beobachteten Effekt: Offenbar behandelt der Magen echten Zucker ähnlich wie Essen, welches die Entleerung des Magens und damit die Aufnahme des Alkohols verzögert.