Beim Flirten aufschneiden – daheim grundehrlich
„Jeder Mann will sich selbst in einem günstigen Licht darstellen, wenn er eine attraktive Frau trifft“, sagt Sasha Dall von der University of Exeter, einer der Autoren. „Wir haben gezeigt, dass das bei Vögeln nicht anders ist. Aber wie bei vielen Menschen scheint es auch bei Zebrafinken so zu sein, dass Männchen nicht in der Lage sind, Weibchen zu übertölpeln, die sie gut genug kennen.“ In einer etablierten Beziehung konnte ein Weibchen die wahre Kondition des Männchens anhand des Gesangs erkennen und beurteilen, ob es ein guter Vater für seinen nächsten Nachwuchs sein würde. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte Dall mit Hilfe von Videoaufzeichnungen das Verhalten und den Gesang von Zebrafinken beobachtet – jeweils 91 Männchen und Weibchen in einer Kolonie an der Université de Bourgogne und jeweils 12 Männchen und Weibchen in einer Kolonie an der University of Exeter. Die Biologen untersuchten längere sowie kürzere Begegnungen mit dem jeweils anderen Geschlecht, sowohl bei Pärchen, die einander bis dahin fremd waren, als auch bei festen Paaren. Außerdem untersuchten sie die körperliche Verfassung der Männchen.
Die Biologen stellten fest: Bei Begegnungen mit unvertrauten Damen gab es keinen Unterschied zwischen dem Gesang fitter und weniger fitter Männchen. Männchen mit schlechterer Kondition waren in diesem Fall in der Lage zu betrügen. Sie überspielten ihre Schwäche mit einem ausdauernden Gesang, so dass die Weibchen einen besseren Eindruck von ihnen bekamen. Bei vertrauten Weibchen dagegen beobachteten die Forscher sehr wohl einen Unterschied im Gesang zwischen Männchen mit besserer und schlechterer körperlicher Verfassung – fittere Männchen sangen länger. Weniger fitte Partner unternahmen nicht einmal den Versuch, ihre Partnerin zu beschummeln. Die Studie belege, erklärt Dalls Kollege und Erstautor Morgan David, dass sich der Zusammenhang zwischen der körperlichen Kondition des Männchens und dessen Gesang abhängig von den Umständen der Begegnung mit dem anderen Geschlecht verändert.