Beim Flirten aufschneiden – daheim grundehrlich

Zebrafinken-Männchen spielen sich vor fremden Weibchen mächtig auf, führen das eigene Weibchen aber nicht hinters Licht
Zebrafinken-Männchen wollen Weibchen mit ihrem Gesang beeindrucken.
Zebrafinken-Männchen wollen Weibchen mit ihrem Gesang beeindrucken.
© Peripitus, Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Exeter (Großbritannien) - Wollen sie eine schöne Unbekannte beeindrucken, protzen Zebrafinken-Männchen, was das Zeug hält. Selbst wenn sie nicht in bester Kondition sind, tragen sie dick auf: Die Vögel singen besonders anhaltend, um über ihre Schwächen hinwegzutäuschen und sich in ein gutes Licht zu rücken. Trällern sie aber für ihr eigenes Weibchen, mit dem sie seit Langem vertraut sind, wagen sie keine Täuschungsmanöver, haben Biologen aus Großbritannien und Frankreich bei den kleinen Singvögeln beobachtet. Beim eigenen Partner kann sich das Weibchen demnach darauf verlassen, dass es tatsächlich das bekommt, was der Partner verspricht, berichten die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B”. Zu untersuchen bleibe allerdings, welchen Einfluss die Gesangsaktivitäten eines Männchens auf ein Weibchen haben – ob es gegebenenfalls Ausschau nach anderen möglichen Partnern hält oder sich auf eine Paarung außerhalb der eignen Partnerschaft einlässt oder sich sogar vom Partner trennt.

„Jeder Mann will sich selbst in einem günstigen Licht darstellen, wenn er eine attraktive Frau trifft“, sagt Sasha Dall von der University of Exeter, einer der Autoren. „Wir haben gezeigt, dass das bei Vögeln nicht anders ist. Aber wie bei vielen Menschen scheint es auch bei Zebrafinken so zu sein, dass Männchen nicht in der Lage sind, Weibchen zu übertölpeln, die sie gut genug kennen.“ In einer etablierten Beziehung konnte ein Weibchen die wahre Kondition des Männchens anhand des Gesangs erkennen und beurteilen, ob es ein guter Vater für seinen nächsten Nachwuchs sein würde. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte Dall mit Hilfe von Videoaufzeichnungen das Verhalten und den Gesang von Zebrafinken beobachtet – jeweils 91 Männchen und Weibchen in einer Kolonie an der Université de Bourgogne und jeweils 12 Männchen und Weibchen in einer Kolonie an der University of Exeter. Die Biologen untersuchten längere sowie kürzere Begegnungen mit dem jeweils anderen Geschlecht, sowohl bei Pärchen, die einander bis dahin fremd waren, als auch bei festen Paaren. Außerdem untersuchten sie die körperliche Verfassung der Männchen.

Die Biologen stellten fest: Bei Begegnungen mit unvertrauten Damen gab es keinen Unterschied zwischen dem Gesang fitter und weniger fitter Männchen. Männchen mit schlechterer Kondition waren in diesem Fall in der Lage zu betrügen. Sie überspielten ihre Schwäche mit einem ausdauernden Gesang, so dass die Weibchen einen besseren Eindruck von ihnen bekamen. Bei vertrauten Weibchen dagegen beobachteten die Forscher sehr wohl einen Unterschied im Gesang zwischen Männchen mit besserer und schlechterer körperlicher Verfassung – fittere Männchen sangen länger. Weniger fitte Partner unternahmen nicht einmal den Versuch, ihre Partnerin zu beschummeln. Die Studie belege, erklärt Dalls Kollege und Erstautor Morgan David, dass sich der Zusammenhang zwischen der körperlichen Kondition des Männchens und dessen Gesang abhängig von den Umständen der Begegnung mit dem anderen Geschlecht verändert.

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