Beim Entscheiden: Gehirn testet drei bis vier Strategien gleichzeitig

Ist keine davon geeignet, ein Problem zu lösen, wird eine neue entworfen
Entscheiden fällt schwer - Flexibilität hilft
Entscheiden fällt schwer - Flexibilität hilft
© Dörte Saße
Paris (Frankreich) - Intelligenz heißt, sich schnell in einer unsicheren und ständig wechselnden Umgebung zurecht zu finden und angemessen reagieren zu können. Die sogenannten Frontallappen beim Menschen sind dafür verantwortlich, in einer solchen Situation das jeweils passende Verhalten auszuwählen und zu steuern. Wie französische Forscher nun herausfanden, haben die Frontallappen bei einer Entscheidungsfindung drei bis vier Strategien gleichzeitig im Blick - und überprüfen ständig flexibel, welche am besten geeignet ist, das momentane Problem zu lösen. Falls keine davon erfolgversprechend aussieht, wird rasch eine neue aus bereits bekannten zusammengesetzt und getestet. Dieser Prozess lässt sich überzeugend in einem Computermodell simulieren, wie die Forscher im Fachblatt „PLoS Biology" berichten.

„Die Ergebnisse unterstützen ein Modell der Frontallappen-Funktion, das Schlussfolgern, Lernen und Kreativität zum Zweck der Entscheidungsfindung integriert”, schreiben Anne Collins und Etienne Koechlin von der École Normale Supérieure. In der Studie hatten die Neurowissenschaftler hundert Studienteilnehmer gebeten, dreistellige Pin-Nummern korrekt zusammen zu stellen. Die richtige Kombination ließ sich nur über Versuch und Irrtum heraus finden, da die Zahlen jeweils anders aufgebaut waren. Dann versuchten die Forscher, mit verschiedenen Computermodellen die einzelnen Handlungsschritte und Entscheidungen der Probanden vorherzusagen. Das Modell mit der besten Vorhersage war jenes, welches immer etwa drei Strategien gleichzeitig testete und jeweils mit derjenigen weitermachte, die bereits zur Lösung eines Teilproblems geführt hatte. Allerdings: Auch wenn es sinnvoller gewesen wäre, bei einigen Aufgaben mehr Strategien zu testen, blieben die Versuchspersonen bei drei Strategien.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass es sich um eine Grenze der Kapazität handelt“, sagt Etienne Koechlin. Die Studienautoren betonen, dass diese Beschränkung aber gut kompensiert wird. Demnach bevorzugt das Gehirn in unsicherer oder neuer Umgebung neue Strategien und stellt altbewährte eher zurück. Die Fähigkeit dazu variierte jedoch von Versuchsperson zu Versuchsperson – jene, die sich schneller für eine neue Strategie entschieden, fanden den Code auch schneller als andere.

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Quelle: "Reasoning, Learning, and Creativity: Frontal Lobe Function and Human Decision-Making", Anne Collins und Etienne Koechlin; PLoS Biology, DOI: 10.1371/journal.pbio.1001293


 

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