Bei Stimmungstief: Geld zählen

Geld zu zählen ist offenbar ein probates Mittel, sich weniger gestresst oder deprimiert zu fühlen
Geld zu zählen wirkt wie ein Stimmungsaufheller
Geld zu zählen wirkt wie ein Stimmungsaufheller
© aboutpixel.de / Werner Linnemann
Guangzhou (China)/Minneapolis (USA) - Wer sich gerade in einem Stimmungstief befindet, dem wird gern empfohlen, an Erfolge oder glückliche Momente zu denken. Noch wirkungsvoller scheint es jedoch zu sein, Geld zu zählen, wie ein amerikanisch-chinesisches Forscher-Team herausgefunden hat. Mehrere Experimente, die die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Psychological Science" beschreiben, zeigen: Menschen können Misserfolge oder Stresssituationen besser verwinden, wenn sie vorher Geld gezählt haben.

"Der bloße Gedanke an Geld hat eine beachtliche Macht über die Psyche", schreibt das Team um Kathleen Vohs von der University of Minnesota. "Zumindest ist er stark genug, um die Reaktionen auf Ausgrenzungen oder körperliche Schmerzen zu mildern." Die Wissenschaftler teilten Versuchspersonen in zwei Gruppen. Die eine Gruppe sollte 80 Hundert-Dollar-Scheine zählen. Die andere zählte dagegen 80 Blätter wertloses Papier. Danach sollten die Versuchspersonen Aufgaben lösen, die nicht für alle gut ausgingen. Unter anderem ließen die Forscher sie ein Computerballspiel am Bildschirm spielen. Sie sagten den Probanden, dass sie gegen drei nicht anwesende Spieler an einem anderen Ort spielten. In Wahrheit aber spielten die Versuchsteilnehmer gegen den Computer, der so programmiert war, dass einige Teilnehmer den Ball nie bekamen. Die übrigen Teilnehmer erhielten den Ball dagegen etwa gleich oft. Jene Versuchspersonen, die zuvor Geld gezählt hatten und dann von vermeintlichen anderen Spielern vom Ballspiel ausgegrenzt wurden, ertrugen die Ausgrenzung leichter als jene in der gleichen Situation, die aber zuvor nur Papiere gezählt hatten.

Auch körperliche Schmerzen ließen sich durch den Gedanken an Geld leichter ertragen. In einem weiteren Versuch sollten die Versuchspersonen nach dem Geld- oder Papierzählen ihre Finger 30 Sekunden in heißes Wasser halten. Diejenigen, die vorher Geld gezählt hatten, empfanden überraschenderweise weniger Schmerz als diejenigen, die wertlose Blätter gezählt hatten. Die Geldzähler berichteten auch hinterher, dass das Wasser gar nicht so heiß gewesen sei. Zumindest für frustrierende oder leicht schmerzhafte Alltagserfahrungen könnte es also hilfreich sein, ein paar Geldscheine in der Schublade vorrätig zu halten, die man zur Überwindung der schlechten Stimmung zählen könnte.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Symbolic Power of Money: Reminders of Money Alter Social Distress and Physical Pain", 
Xinyue Zhou, Kathleen D. Vohs, Roy F. Baumeister; Psychological Science, Volume 20 (2009), Issue 6, S. 700-706. DOI: 10.1111/j.1467-9280.2009.02353.x


 

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