Bei Hörverlust steigt das Demenzrisiko
"Weitere Forschungen sind nötig, um zu klären, ob Hörverlust lediglich ein Merkmal für eine beginnende Demenz oder aber ein modifizierbarer Risikofaktor ist. Für den beobachteten Zusammenhang könnten theoretisch mehrere Mechanismen verantwortlich sein", erklären Frank Lin von der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore und seine Kollegen. So wäre es möglich, dass eine Demenz bei Schwerhörigen nur häufiger diagnostiziert wird. Beiden Krankheiten könnte auch eine gemeinsame neurologische Schädigung zugrunde liegen. Es ist aber auch eine direkte ursächliche Beziehung denkbar, sagen die Forscher. So könnten die verringerte Aufnahme und Verarbeitung von akustischen Signalen oder eine mit dem Hörverlust verbundene soziale Isolation eine Demenz begünstigen.
An der Studie nahmen 639 nicht Demenz kranke Menschen im Alter zwischen 36 und 90 Jahren teil, deren Hörvermögen gemessen wurde. Im Verlauf von durchschnittlich zwölf Jahren erkrankten 58 Personen an einer Demenz, darunter 37 an Alzheimer. Je geringer das Hörvermögen zu Beginn der Studie war, desto höher war das Demenzrisiko. Im Vergleich zu Menschen mit normalem Gehör stieg die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei den am stärksten Geschädigten auf das Fünffache an. Pro Hörverlust von zehn Dezibel erhöhte sich das Alzheimer-Risiko um 20 Prozent. Die Nutzung von Hörhilfen hatte keinen messbaren Einfluss auf das Krankheitsrisiko. Diese Ergebnisse müssten zunächst in größeren Studien überprüft werden, so die Autoren. Wenn sie sich bestätigen, könnte man versuchen herauszufinden, ob es möglich ist, durch vorbeugende Maßnahmen wie Cochleaimplantate oder Verbesserung der sozialen Integration das Demenzrisiko zu senken.