Ausgeschlafen

Sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf könnte den Stoffwechsel durcheinander bringen
Bei Leuten, die sechs bis acht Stunden schlafen, treten seltener Stoffwechselstörungen auf.
Bei Leuten, die sechs bis acht Stunden schlafen, treten seltener Stoffwechselstörungen auf.
© Creative Commons CC0 Public Domain, Oldiefan, Niedersachsen
Seoul (Korea) - Wie so oft scheint auch in Sachen Schlaf die goldene Mitte das Beste zu sein. Sowohl zu viel als auch zu wenig Schlaf geht mit Stoffwechselstörungen einher, die ernste gesundheitliche Probleme nach sich ziehen können. Weniger als sechs Stunden Schlaf stehen etwa in Verbindung mit einem erhöhten Taillenumfang, haben koreanische Mediziner bei einer umfassenden Datenanalyse herausgefunden. Wer mehr als zehn Stunden schläft, entwickelt häufiger das sogenannte Metabolische Syndrom und erhöhte Blutfettwerte, berichten sie im Fachblatt „BMC Public Health” und weisen im Detail auch auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern hin. Die Forscher schränken allerdings klar ein, dass ihre Analysen keinen ursächlichen Zusammenhang belegen können, sondern lediglich einen statistischen.

„Das ist die größte Studie, die einen Dosis-Wirkung-Zusammenhang untersucht zwischen der Schlafdauer und Merkmalen des Metabolischen Syndrom und zwar getrennt für Männer und Frauen”, erläutert Claire E. Kim von der Seoul National University. „Wir haben einen möglichen Geschlechtsunterschied in Bezug auf Schlafdauer und Metabolisches Syndrom beobachtet: Bei Frauen gab es einen Zusammenhang bei langem Schlaf und bei Männern einen bei kurzem Schlaf.” Das Metabolische Syndrom gilt als einer der Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen schlechthin. Die Stoffwechselstörung wird durch folgende Faktoren gekennzeichnet: ein erhöhter Taillenumfang und damit deutliches Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, niedrige Werte des „guten” HDL-Cholesterins sowie Anzeichen eines gestörten Zuckerstoffwechsels. Traten mindestens drei dieser Faktoren gleichzeitig auf, diagnostizierten die koreanischen Forscher das Krankheitsbild des Metabolischen Syndroms.

Für ihre Erhebung hatten Kim und ihre Kollegen die Daten einer großen Gesundheitsstudie mit mehr als 130.000 Koreanern genutzt, die zwischen 2004 und 2013 eine Vielzahl von Angaben gesammelt hatte. Darunter waren diverse Blutwerte, medizinische Vorgeschichte, Lebensstilfaktoren wie Ernährungsweise und Bewegung sowie die durchschnittliche Schlafdauer. Diese wurde mit der Frage ermittelt: „Wie viele Stunden und Minuten haben Sie im vergangenen Jahr durchschnittlich pro Tag geschlafen?”

Die Analysen der Mediziner ergaben: Verglichen mit Geschlechtsgenossen, die zwischen sechs und acht Stunden Schlaf bekamen, fand sich bei Männern, die weniger als sechs Stunden schliefen, häufiger das Metabolische Syndrom sowie ein erhöhter Taillenumfang. Bei Frauen war die kürzere Schlafdauer dagegen lediglich mit einem erhöhten Taillenumfang verbunden. Männer, die mehr als zehn Stunden schliefen, hatten ebenfalls häufiger das Metabolische Syndrom. Und der lange Schlaf hing mit erhöhten Blutfettwerten zusammen. Bei Frauen wiederum ging die Angewohnheit, lange zu schlafen, gleich mit mehreren Faktoren einher: mit dem Metabolischen Syndrom, einem erhöhten Taillenumfang, erhöhten Blutfettwerten, niedrigem HDL-Cholesterin sowie Anzeichen eines gestörten Zuckerstoffwechsels.

Ob eine zu kurze oder zu lange Schlafdauer allerdings die Ursache der Stoffwechselstörungen oder womöglich deren Auswirkung ist, darüber können die Forscher keine Aussage treffen. Außerdem basieren die Angaben zur Schlafdauer auf den subjektiven Aussagen der Teilnehmer und können damit verfälscht sein. Darüber hinaus haben ausschließlich Koreaner an der Untersuchung teilgenommen, weshalb die Möglichkeit besteht, dass die Ergebnisse nicht uneingeschränkt auf alle Menschen übertragbar sind.

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