Aufenthalt im Weltraum verändert Hirn und Augen

Langzeit-Astronauten kämpfen nicht nur mit Muskelschwund und abnehmender Knochendichte
Astronaut bei Weltraumspaziergang
Astronaut bei Weltraumspaziergang
© NASA
Houston (USA) - Astronauten zeigen nach langen Aufenthalten in der Schwerelosigkeit des Alls deutliche Auffälligkeiten in Augen und Gehirn. US-Forscher hatten MRT-Daten (Magnetresonanztomographie) von 27 Weltraumfahrern ausgewertet. Dabei entdeckten sie ähnliche Abnormitäten wie bei Patienten mit Überdruck im Gehirn, der nicht von Tumoren oder andern Krankheiten ausgelöst wird. Bereits in der Vergangenheit waren der amerikanischen Weltraumbehörde NASA einige Veränderungen beim Sehvermögen von Langzeit-Astronauten aufgefallen, heißt es im Fachjournal „Radiology“. Jetzt soll das Gefahrenpotenzial untersucht werden.

„Durch Schwerelosigkeit ausgelöster Überdruck im Gehirn ist ein hypothetischer Risikofaktor und ein potenzielles Hindernis für lange Raumflüge“, sagt Larry A. Kramer. Der Radiologie-Professor von der University of Texas Medical School erhofft sich aufgrund der Beobachtungen auch Erkenntnisse über das Phänomen des Hirnüberdrucks bei Patienten auf der Erde. Denn die Mechanismen, die zu diesem Phänomen führen, sind bisher nur unzureichend bekannt. Der Überdruck kann unter anderem eine Schwellung der Verbindung zwischen Sehnerv und Augapfel hervorrufen, die das Sehen negativ beeinflusst.

Kramer und seine Kollegen werteten die MRT-Ergebnisse von Astronauten aus, die sich im Schnitt 108 Tage in der Weltraumstation ISS oder im Space Shuttle aufgehalten hatten. Acht dieser Weltraumfahrer waren sogar zweimal im Weltall gewesen. Die Astronauten zeigten diverse Auffälligkeiten: Ein Drittel hatte beispielsweise erweiterte Bereiche für Hirnflüssigkeit rund um den Sehnerv. Hinzu kamen Abnormitäten wie abgeflachte Augäpfel und wulstige Sehnerven. Auch die Hirnanhangdrüse, die wichtige Körperfunktionen hormonell reguliert, war in einigen Fällen verändert. Neben der abnehmenden Knochendichte und Muskelschwund müssen bei langen Raumflügen offensichtlich auch Veränderungen im Gehirn als Risikofaktor beachtet werden.

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Quelle: „Orbital and Intracranial Effects of Microgravity: Findings at 3-T MR Imaging“, Larry A. Kramer et al.; Radiology, DOI:10.1148/radiol.12111986


 

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