Astronomen entdecken älteste Spiralgalaxie

Dieser Galaxientyp war in der Frühzeit des Universums äußerst selten
Die Galaxie BX442 mit ihrem Begleiter, einer Zwerggalaxie (links oben). Die kleine Galaxie könnte der großen zu ihrer Spiralform verholfen haben.
Die Galaxie BX442 mit ihrem Begleiter, einer Zwerggalaxie (links oben). Die kleine Galaxie könnte der großen zu ihrer Spiralform verholfen haben.
© Dunlap Institute for Astronomy & Astrophysics / Joe Bergeron
Toronto (Kanada) - Eine ausgeprägte Spiralgalaxie, nur drei Milliarden Jahre nach dem Urknall: Dieser Fund überraschte nun kanadische Astronomen. Denn als die ersten Galaxien entstanden, ging es im Universum noch sehr wild zu, die meisten Galaxien waren unförmige Haufen. Eine wohlgeformte Spiralgalaxie wie unsere Milchstraße hingegen waren bislang aus dieser frühen Phase des Universums nicht bekannt. Die Forscher waren deshalb sehr erstaunt, auf ihren Aufnahmen eine elf Milliarden alte Galaxie zu finden, die ausgeprägte und klar strukturierte Spiralarme besitzt. Unter über 300 beobachteten Galaxien aus dieser Zeit war dies die einzige Spiralgalaxie, berichten die Astronomen im Fachblatt „Nature“. Sie schließen daraus, dass entweder der Entstehungsmechanismus sehr selten oder die Spiralstruktur extrem kurzlebig ist.

„Nach heutiger Kenntnis sollten ausgeprägte Spiralgalaxien zu einem solch frühen Zeitpunkt in der Geschichte des Universums eigentlich nicht existieren“, so der Astronom David Law von der Universität Toronto. Seine Kollegin Alice Shapley ergänzt: „Galaxien aus dieser Zeit sehen wirklich seltsam aus, klumpig und unregelmäßig, nicht symmetrisch.“ Die frühen Galaxien wuchsen erst durch wechselseitige Kollisionen und den Zustrom von intergalaktischem Gas zu den heute bekannten Gebilden heran. Die schön symmetrisch geformte Galaxie mit dem unprätentiösen Namen Q2343-BX442 stellt also einen Sonderfall dar, der den Astronomen einige Kopfzerbrechen bereitet.

Eine Erklärung könnte darin liegen, dass ihr Begleiter, eine Zwerggalaxie, ihr zu dieser Spiralstruktur verholfen hat. Kombinierte Messungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop und dem Osiris-Spektrographen auf dem erloschenen Vulkan Mauna Kea in Hawaii haben diesen Begleiter enthüllt. Wie die Forscher anhand von Simulationen errechnet haben, könnte seine Schwerkraft die Spiralstruktur hervorgerufen haben. Irgendwann wird diese Zwerggalaxie von der großen verschlungen werden; so wie auch unsere Milchstraße sich einige kleinere Begleiter einverleibt hat. Astronomen vermuten deshalb, dass Spiralgalaxien vornehmlich durch Zusammenschlüsse entstehen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Highvelocity dispersion in a rare grand-design spiral galaxy at redshift z = 2.18”, David R. Law et al., Nature, doi: 10.1038/nature11256


 

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