Arthritis-Mittel wirkt gegen Amöben

Ein bereits zur Behandlung von rheumatoider Arthritis zugelassenes Medikament hemmt die Vermehrung von Erregern der Amöbenruhr
Zyste von Entamoeba histolytica
Zyste von Entamoeba histolytica
© UC San Diego School of Medicine
San Francisco / San Diego (USA) - Eine von Amöben verursachte Durchfallerkrankung lässt sich mit einem Arthritis-Medikament möglicherweise viel besser behandeln als mit dem bisher dazu eingesetzten Antibiotikum. Das schließen amerikanische Forscher aus Tierversuchen, bei denen das vor 25 Jahren entwickelte Medikament Auranofin wirksamer war als die Standardbehandlung mit Metronidazol. Das Mittel ist zudem besser verträglich und kostengünstig herzustellen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Medicine“. Wenn die geplanten klinischen Studien erfolgreich verlaufen, könnte Auranofin schon bald zum Einsatz kommen. Davon würden insbesondere Menschen in den Entwicklungsländern profitieren.

„Da Auranofin bereits zur Behandlung von Menschen zugelassen ist, können wir uns jahrelange, teure Entwicklungsarbeit sparen“, sagt Sharon Reed von der University of California in San Diego. Ihre Arbeitsgruppe prüfte in Zusammenarbeit mit Forschern der University of California in San Francisco 910 chemische Verbindungen auf ihre Wirksamkeit gegen den einzelligen Darmparasiten Entamoeba histolytica. Diese weltweit verbreiteten Amöben gelangen mit verunreinigtem Wasser in den Darm. Dort vermehren sie sich zunächst, ohne dass Krankheitssymptome auftreten. Später entstehende aggressive Formen der Amöben greifen die Darmwand an, lösen Durchfälle aus und können Leberabszesse verursachen. Da sich die Erreger im Labor nur unter Sauerstoffausschluss vermehren lassen, mussten die Forscher ein neues Verfahren entwickeln, das ein automatisiertes Screening von Hemmstoffen ermöglicht.

Es gelang ihnen damit, insgesamt elf Substanzen mit Hemmwirkung zu identifizieren. Davon war Auranofin die effektivste. In Tierversuchen mit Mäusen und Hamstern genügten schon geringe Dosen des Medikaments, um die Erregerzahl, Gewebeschäden und die Größe von Leberabszessen zu verringern. Die Wirkung war zehnmal stärker als die des üblicherweise bei Amöbenruhr verabreichten Mittels Metronidazol. Dieses hat zudem den Nachteil, häufig Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen zu verursachen. Untersuchungen zum Wirkmechanismus zeigten, dass Auranofin ein Enzym der Amöben hemmt, was die Parasiten empfindlicher gegenüber oxidativem Stress macht. Nun planen die Forscher klinische Studien, die die Wirksamkeit des Mittels gegen Amöbenruhr und Infektionen mit Lamblien, einer anderen Parasitenart, prüfen sollen.

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Quelle: „A high-throughput drug screen for Entamoeba histolytica identifies a new lead and target“, Anjan Debnath et al.; Nature Medicine, DOI: 10.1038/nm.2758


 

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