Aronstab lockt Fliegen mit Gärungsgeruch an
"Die Fliegen sind nicht in der Lage, den Aronstab von fauligen Früchten zu unterscheiden. Die Pflanze betrügt die Fliegen, weil sie einen Hefegeruch imitiert, aber keine Hefen als Nahrung anbietet", sagt Johannes Stökl, Mitglied im Forschungsteam von Marcus Stensmyr vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Die Forscher fanden heraus, dass der in Israel, Syrien und Libanon heimische Aronstab Arum palaestinum überwiegend Taufliegen anlockt, darunter neben sieben anderen Drosophila-Arten auch die bekannte Laborfliege Drosophila melanogaster. Die Fliegen verfügen über Geruchsrezeptoren in ihren Antennen, die auf 14 von der Blüte ausgesendeten Substanzen ansprechen. "Die wichtigsten Geruchsstoffe des Duftbouquets waren 2,3-Butandiolacetat und Acetoinacetat", sagt Stensmyr. Diese und vier weitere Substanzen des Gemischs sind typisch für den Geruch von Essig und Wein und werden von Hefen bei der Vergärung zuckerhaltiger Lösungen freigesetzt.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass faulende Pfirsiche, Rotwein und Essig ganz ähnliche Reaktionen im Nervensystem der Fliegen auslösen wie der Duft des Aronstabs. Mit speziellen bildgebenden Verfahren und genetisch veränderten Fliegen ließ sich erkennen, dass dabei mehrere Typen von Geruchsrezeptoren aktiviert werden, die den verschiedenen Drosophila-Arten gemeinsam sind. Insbesondere zwei dieser Rezeptoren könne man wahrscheinlich als spezielle "Hefe-Detektoren" bezeichnen, sagt Mitautor Bill Hansson. Im Laufe der Evolution haben die Pflanzen also genau die Duftstoffe entwickelt, die von möglichst vielen Taufliegenarten mit großer Sicherheit wahrgenommen werden. Arum palaestinum würde sich daher zwar gut als Taufliegenfalle für die Küche eignen, so Stensmyr, aber leider nur für die wenigen Stunden, die er blüht. Unser einheimischer Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) verströmt einen Harn- und Aasgeruch, der vor allem kleine Schmetterlingsmücken anlockt.