Antioxidantien gegen Altersschwerhörigkeit
"Bei den meisten genetischen Erkrankungen ist eine Mutation die Krankheitsursache. In unserem Fall schützt die Mutation eines Gens vor der Krankheit", sagt Shinichi Someya aus dem Forschungsteam von Tomas Prolla an der University of Wisconsin in Madison. Die Forscher stellten fest, dass oxidativer Stress, also eine verstärkte Produktion reaktiver Sauerstoffverbindungen, für die altersbedingte Schwerhörigkeit verantwortlich ist. Aber die freien Radikale töten die am Hörprozess beteiligten Zellen nicht direkt. Vielmehr aktivieren sie zunächst das Gen Bak in den Mitochondrien, den Energie erzeugenden Zellorganellen. Das löst dann das genetische Selbstmordprogramm von Haar- und Nervenzellen des Innenohrs aus. Mäuse, deren Bak-Gen durch eine Mutation geschädigt war, wurden im Alter nicht mehr schwerhörig.
Schließlich untersuchten die Forscher die Möglichkeit, mithilfe von Antioxidantien, die mit der Nahrung verabreicht wurden, das Absterben der Zellen zu verhindern. "Eines der überraschendsten Resultate war, dass alpha-Liponsäure und Ubichinon (auch Coenzym Q10 genannt) sehr spezifisch gegen Apoptose und Hörverlust wirksam waren", sagt Prolla. Beide Verbindungen sind an Stoffwechselreaktionen zur Energieproduktion in den Mitochondrien beteiligt. Möglicherweise spielt das durch freie Radikale eingeschaltete Gen Bak auch bei anderen altersbedingten degenerativen Erkrankungen eine wichtige Rolle. So bestünde ein Zusammenhang zwischen oxidativem Stress und dem Verlust von Hirnzellen bei Alzheimer und Parkinson, sagt Prolla. Daher könnten sich Medikamente, die die Aktivierung des Gens blockieren, auch für eine Therapie dieser Krankheiten als wirksam erweisen.