Antidepressiva können die Persönlichkeit verändern
"Paroxetin scheint einen spezifischen pharmakologischen Effekt auf die Persönlichkeit zu haben, der sich von seinem Effekt auf Depressionen unterscheidet", schreiben Tony Z. Tang von der Northwestern University in Evanston und seine Kollegen. Dies würde die Annahme stützen, dass die Wirkung von Antidepressiva aus der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmers (SSRI) auf die Persönlichkeit über eine rein antidepressive Wirkung hinausgehen und diese möglicherweise dadurch fördern. Bei insgesamt 240 Depressionspatienten hatten die Forscher die Wirkung von Paroxetin mit der eines Placebos sowie der einer Verhaltenstherapie verglichen. Zwölf Monate lang erhielten 120 der Freiwilligen Paroxetin, 60 ein Placebo und 60 die Verhaltenstherapie. Persönlichkeit sowie Depressionssymptome wurden dabei vor, während und nach der Behandlung erfasst.
Patienten, die Paroxetin eingenommen hatten, berichteten von stärkeren Persönlichkeitsveränderungen als Placebo-Patienten. Dieser Zusammenhang blieb auch dann bestehen, als die Forscher einbezogen, wie stark sich die Depressionen gebessert hatten - also den Effekt bei Patienten verglichen, bei denen sich die Depressionen in vergleichbarem Ausmaß gebessert hatten. Paroxetin senkte einerseits stärker als ein Placebo neurotische Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel Nervosität, Ängste oder Stressanfälligkeit. Andererseits förderte das Antidepressivum die Offenheit. Beide Merkmale - sowohl hoher Neurotizismus als auch eine niedrige Extraversion - gelten als Persönlichkeitseigenschaften, die das Risiko für Depressionen erhöhen.