Aminosäuren für ein langes Leben

Ein Gemisch aus drei verzweigtkettigen Aminosäuren als Nahrungszusatz hat bei Mäusen eine ähnlich lebensverlängernde Wirkung wie eine kalorienreduzierte Diät
Mailand (Italien) - Eine kontrollierte Hungerdiät ist eine ebenso wirksame wie abschreckende Methode, Altersprozesse zu verlangsamen. Doch einen ähnlichen Effekt haben italienische Forscher jetzt bei Mäusen durch einen Nahrungszusatz erzielt, ohne dass die Tiere hungern mussten: Männliche Mäuse mittleren Alters lebten deutlich länger, wenn ihrem Trinkwasser ein Gemisch aus drei Aminosäuren zugesetzt war. Wie der Anti-Aging-Effekt von Leucin, Isoleucin und Valin zustande kommt, ist noch nicht ganz aufgeklärt. Übertragen auf den Menschen, könnte eine solche Nahrungsergänzung auch Patienten helfen, die an Herzschwäche, Muskelschwund oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung leiden, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell Metabolism".

"Wir haben erstmals gezeigt, dass eine Mixtur aus Aminosäuren das Leben von Mäusen verlängern kann", sagt Enzo Nisoli von der Universität Mailand. Sein Forschungsteam verabreichte männlichen Mäusen einige Monate lang die verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin, die zu den natürlichen Bausteinen der Proteine zählen. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verlängerte sich die Lebensdauer dieser Tiere bei ansonsten gleicher Ernährung um zwölf Prozent. Dabei stellten die Forscher Veränderungen im Stoffwechsel der Tiere fest, die auch bei einer lebensverlängernden kalorienreduzierten Diät auftreten. In den Herz- und Skelettmuskelzellen bildeten sich vermehrt die Energie erzeugenden Mitochondrien und es traten weniger Zellschäden durch reaktive Sauerstoffverbindungen auf. Eine sinkende Zahl und fehlerhafte Funktion der Mitochondrien sowie vermehrte Schäden durch freie Radikale sind typische Alterungsprozesse. Die Aminosäuren verbesserten auch die Ausdauer bei körperlicher Aktivität und die Bewegungskoordination der Tiere. Ob derselbe Anti-Aging-Effekt auch bei weiblichen Mäusen auftritt, sollen weitere Experimente klären.

Wenn die im Tierversuch eingesetzten Aminosäuren in gleicher Weise auch beim Menschen wirksam sein sollten, käme ihr Einsatz am ehesten bei älteren Personen oder Kranken in Frage. "Für junge Leute oder Bodybuilder wären sie wahrscheinlich nicht von Nutzen", so Nisoli. Der Nahrungszusatz könnte altersbedingten Störungen des Energiestoffwechsels vorbeugen, aber nicht die Leistung gesunder, jüngerer Menschen steigern. Jetzt wären große Studien nötig, um die Wirkung auf den menschlichen Organismus genauer zu untersuchen. Da es sich bei den zu prüfenden Wirkstoffen aber nicht um ein patentierbares Medikament handelt, hätte die Pharmaindustrie sicherlich kein Interesse daran, solche Studien zu finanzieren.

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Quelle: "Branched-Chain Amino Acid Supplementation Promotes Survival and Supports Cardiac and Skeletal Muscle Mitochondrial Biogenesis in Middle-Aged Mice", Giuseppe D'Antona et al.; Cell Metabolism, Vol. 12, p. 362, DOI: 10.1016/j.cmet.2010.08.016


 

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