Am Mann getestet: Betäubungsspray zögert Höhepunkt hinaus
"Dieses neue oberflächlich angewandte Spray hat das Potenzial, eine der effektivsten Behandlungen gegen vorzeitige Ejakulation zu werden", erklärt Ira D. Sharlip, Sprecher der AUA. "Vorzeitige Ejakulation ist eine der häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Männern. Sie kommt bei 20 bis 30 Prozent der Männer aller Alterklassen vor und wir brauchen eine effektive, patientenfreundliche Behandlung." PSD502 besitzt - laut Erklärung der Forscher - eine Reihe anwendungsfreundlicher Eigenschaften. So muss etwa das Spray einfach nur fünf Minuten vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen werden. Darüber hinaus soll die Kombination der Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain nur die nicht verhornte Haut desensibilisieren, also die innere Auskleidung der Vorhaut und die Eichel. Herkömmliche Cremes dagegen zeigen zwar ebenfalls Wirkung, betäuben jedoch zumeist weniger gezielt und müssen außerdem vor dem Verkehr wieder abgewaschen und/oder es muss ein Kondom verwendet werden.
An 300 Männern mit diagnostizierter vorzeitiger Ejakulation hatten Michael G. Wyllie vom Royal Victoria Hospital in Belfast und seine Kollegen das Spray getestet. In einer Doppelblind-Studie verglichen sie seine Wirkung mit der eines Placebo-Sprays. Fünf Minuten vor dem Geschlechtsverkehr wandten die Probanden PSD502 an. Ohne die Behandlung dauerte es bei den Männern im Schnitt 0,6 Minuten bis zur Ejakulation. Nach der Anwendung des Betäubungssprays verlängerte sich diese Zeit auf vier Minuten - mithilfe des Placebos dagegen nur auf eine Minute. Sowohl die behandelten Männer als auch deren Partnerinnen vertrugen das Präparat nach Angaben der Mediziner gut. Schwerwiegende Nebenwirkungen gab es gar nicht. 2,6 Prozent der Anwender von PSD502 sowie ein Prozent der Anwender des Placebos berichteten von unerwünschten Ereignissen - welche das genau waren erwähnten Wyllie und Kollegen allerdings nicht.
Experten gehen davon aus, dass Schwierigkeiten mit vorzeitiger Ejakulation selten rein körperliche, sondern meist auch psychische Ursachen haben. Daher scheint es zunächst fragwürdig, dem Problem mit Lokalanästhetika zu Leibe zu rücken. Andererseits besteht aber die Möglichkeit, dass ein Spray wie PSD502 Sicherheit gibt und dadurch psychische Belastungen wie etwa Versagensängste mindert.