Alte Mütter – kinderlose Töchter

Mit zunehmendem Alter der Mutter bei der Geburt einer Tochter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter keine Kinder haben wird
Die Venus von Willendorf (29.500 Jahre alt) wird als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet.
Die Venus von Willendorf (29.500 Jahre alt) wird als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet.
© MatthiasKabel / Creative Commons CC-BY 2.5, https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.en
Montreal (Kanada) - Je älter eine Frau bei der Geburt eines Mädchens ist, desto größer ist für die Tochter die Wahrscheinlichkeit, kinderlos zu bleiben. Dieses Risiko ist im Vergleich zu jüngeren Müttern um bis zu 40 Prozent erhöht, berichten kanadische und US-amerikanische Mediziner im Fachblatt „Human Reproduction“. Seit den 1970er Jahren erhöht sich in vielen Gesellschaften das Alter, in dem Frauen ihr erstes Kind gebären. Falls sich das tatsächlich negativ auf die weibliche Fruchtbarkeit der nächsten Generation auswirkt, wäre es wichtig, die Ursachen für diesen Zusammenhang aufzuklären.

„Die Fortpflanzung wird durch soziale, kulturelle und biologische Faktoren beeinflusst“, schreiben die Forscher um Olga Basso von der McGill University in Montreal. „Ob unsere Ergebnisse auf Biologie, Verhalten oder sozioökonomischen Faktoren beruhen, müssen weitere Studien zeigen.“ Für ihre Untersuchung verwerteten die Mediziner Informationen von etwa 43.000 Frauen aus den USA und Puerto Rico, die älter als 43 Jahre waren. Davon hatten 18 Prozent keine Kinder. Unter den Testpersonen waren auch 800 Schwesternpaare, von denen jeweils nur eine Frau kinderlos geblieben war. Auswertbare Informationen darüber, in wie vielen Fällen die Kinderlosigkeit gewünscht oder eine Unfruchtbarkeit medizinisch diagnostiziert war, standen nicht zur Verfügung.

Es ergab sich ein enger Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter bei der Geburt und der Kinderlosigkeit der Tochter. Im Vergleich zu Töchtern von 20 bis 24 Jahre alten Müttern hatten Töchter von Frauen, die bei der Geburt 30 bis 34 Jahre alt waren, ein 30 Prozent höheres Risiko, kinderlos zu bleiben. Bei noch älteren Müttern stieg dieser Wert sogar auf 40 Prozent. Auch wenn die Daten der Schwesternpaare separat ausgewertet wurden, veränderte sich das Gesamtergebnis nicht. Das Alter des Vaters hatte keinen oder einen nur geringen zusätzlichen Einfluss. Bei der statistischen Auswertung wurden Zahl und Geburtenreihenfolge der Geschwister, Familienstand der Tochter sowie Einkommen und Bildungsstand des Elternhauses berücksichtigt.

Auf welche Weise das Alter der Frau bei der Empfängnis und während der Schwangerschaft die späteren Sexualfunktionen der Tochter beeinträchtigen könnte, ist nicht bekannt. Es gebe Hinweise darauf, dass sich bestimmte Genaktivitäten in den befruchteten Eizellen älterer Frauen von denen jüngerer Frauen unterscheiden, so die Autoren. Das könnte auch auf epigenetischen Veränderungen beruhen, die sich direkt oder indirekt auf die Fruchtbarkeit auswirken. Wenn sich die Ergebnisse der Studie bestätigen, hätte das Aufschieben der Mutterschaft ins höhere Alter doppelt negative Folgen: Zum einen sinkt die Wahrscheinlichkeit, überhaupt schwanger zu werden. Zum anderen verringert sich die Fortpflanzungsrate der nächsten Töchtergeneration.

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