Alleinerziehende Mütter schaffen erstaunlich viel Zeit für ihre Kinder

Nur wenn Infrastruktur und Arbeitsbedingungen schlecht sind, wenden Alleinerziehende für ihre Kinder messbar weniger Zeit auf als Mütter in Partnerschaft
College Park (USA ) - Überraschend viel Zeit verbringen alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern, trotz aller widrigen Umstände. Das stellten US-Forscher jetzt in der ersten Studie fest, die die Dauer und "Qualität" der Mutter-Kinder-Zeit genauer untersuchte: Sie hatten eine deutlich größere Zeitdifferenz erwartet. Obwohl alleinerziehende Mütter deutlich knapper an Zeit sind und seltener in Halbtagsstellen arbeiten als die Mütter, die mit dem Vater zusammenleben, haben sie kaum weniger Zeit für ihren Nachwuchs. Sie erreichen 83 bis 90 Prozent der Zeit, die Mütter in Partnerschaft aufwenden, zeigte sich bei der Analyse von Zeittagebüchern von rund 6000 Müttern. Hauptgrund für den Unterschied in Stundenzahlen sind demnach äußere Umstände: sozioökonomische Faktoren wie ein kleineres Netzwerk und weniger Geld sowie die Art der Arbeitsstellen. Die Forscher berichten in der kommenden Ausgabe des "Journal of Marriage and Family". Dank ähnlicher Lebensumstände dürfte sich der Trend auch auf Westeuropa übertragen lassen. Fazit der Forscher: "Es ist erkennbar, dass für alleinerziehende Mütter die gemeinsame Zeit mit ihren Kinder besonders wertvoll und zum Fokus ihrer Energien zu werden scheint".

"Wir waren überrascht, dass diese Frauen es so gut hinbekommen haben, oft lange Zeit mit wenig Hilfe zu arbeiten, und doch ihren Kindern 90 Prozent der Zeit zu widmen, die verheiratete Mütter aufwenden", erklärt Sarah Kendig, Soziologie-Doktorandin an der University of Maryland und Hauptautorin der Studie. Ihr Team hatte die Aufzeichnungen des jährlichen "American Time Use Survey" zwischen 2003 und 2004 ausgewertet, in dem die Teilnehmer detaillierte Zeittagebücher führen. In die Studie gingen die Daten von 1821 alleinerziehenden Müttern und 4309 in Partnerschaft lebenden Müttern ein, jeweils mit Kindern unter 13 Jahren. Allerdings sei es für die Alleinerziehenden nicht einfach, besonders, wenn die Mütter kein großes unterstützendes Netzwerk hätten, so die Ko-Autorin Suzanne Bianchi. Sie forderte, dass Gesellschaft und politische Vorgaben Alleinerziehende mehr unterstützen müssten.

Im Detail ergab sich: Single-Mütter brachten pro Woche rund drei bis fünf Stunden weniger für ihre Kinder auf als verheiratete Mütter. Unverheiratete Mütter in einer Partnerschaft taten es den verheirateten jedoch gleich. Die Unterschiede für die Alleinerziehenden ergaben sich aus Art und Arbeitszeit der Beschäftigung, aus Schulbildung, Alter der Kinder, Alter der Mütter bei der Bindung. Wurden diese Faktoren herausgerechnet, schwanden auch die Unterschiede in der Zeit für Kinder. Und während die grundlegende Pflege für die Kinder ähnlich lange dauerte, litt bei den Alleinerziehenden der Anteil der "quality time", jener Zeit, in der sie aktiv mit ihren Kindern spielen oder Freizeit genießen konnten. Ein großer Teil der alleinerziehenden Mütter in der Studie fanden sich am unteren Ende der Einkommens- und Bildungsskala wieder. Deshalb fordern die Forscherinnen mehr Gelegenheit zur Fortbildung und bessere Netzwerk-Möglichkeiten für Alleinerziehende.

University of Maryland, Journal of Marriage and Family
Quelle: "Single, Cohabitating, and Married Mothers' Time With Children", Sarah M. Kendig, Suzanne M. Bianchi; Journal of Marriage and Family, Volume 70 Issue 5, Pages 1228 - 1240
DOI: 10.1111/j.1741-3737.2008.00562.x


 

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