Alle sieben Jahre wechseln die Freunde

Freunde sind durchaus nicht so frei wählbar, wie man glaubt - und die Hälfte eines persönlichen Freundeskreises wird alle sieben Jahre komplett "ausgetauscht"
Auch die innigste Freundschaft beruht oft auf einer Begegnung an einem Ort, an den man aus biografischen Gründen hingeraten ist. Es hätte auch alles ganz anders kommen können, und sieben Jahre später ist es vielleicht auch wieder ganz anders.
Auch die innigste Freundschaft beruht oft auf einer Begegnung an einem Ort, an den man aus biografischen Gründen hingeraten ist. Es hätte auch alles ganz anders kommen können, und sieben Jahre später ist es vielleicht auch wieder ganz anders.
© aboutpixel / Sabrina Baranek
Utrecht (Niederlande) - Freunde könne man sich - im Gegensatz zu seinen Verwandten - aussuchen, heißt es oft. Dies ist jedoch ein Irrglaube, wie jetzt ein niederländischer Forscher in seiner Doktorarbeit herausgefunden hat. Freunde gewinnt man dort, wo man aufgrund biografischer Umstände hingelangt. Wenn sich diese Umstände ändern, verliert man auch manchen Freund oder manche Freundin aus den Augen. Durch Befragungen von mehreren hundert Personen konnte der Wissenschaftler ermitteln, dass etwa alle sieben Jahre die Hälfte eines Freundeskreises komplett "ausgetauscht" wird.

Über 1000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragte Gerald Mollenhorst von der Universiteit Utrecht vor mehr als sieben Jahren. Nach Ablauf von sieben Jahren konnte er über 600 von ihnen noch einmal interviewen. Er befragte sie jeweils nach wichtigen persönlichen Ereignissen, wollte unter anderem wissen, mit wem sie intensiveren Kontakt hatten, wer ihnen bei Umzügen und Renovierungen half und wo sie diese Personen kennen gelernt hatten.

Mollenhorst stellte fest, dass die Entstehung von Freundschaften durchaus nicht auf freier Wahl beruht, sondern in hohem Maße davon abhängig ist, in welchem Zusammenhang man sich begegnet. Jemand, der etwa in einem Leichtathletik-Verein intensiv Stabhochsprung betreibt, wird möglicherweise auch einen Stabhochspringer als besten Freund haben. Hätte er sich statt für Stabhochsprung für Schach als Freizeitbeschäftigung entschieden, wäre er dem Stabhochspringer, mit dem ihn eine wunderbare Freundschaft verbindet, vermutlich nie begegnet. Und wenn die aktiven Jahre des Stabhochsprungs vorbei sind, verblasst auch diese Freundschaft vielleicht wieder.

Im Gegensatz zu anderen Forschern kann Mollenhorst jedoch nicht bestätigen, dass persönliche Netzwerke mit den Jahren immer kleiner werden. Seinen Erkenntnissen zufolge bleibt die Größe des persönlichen Netzwerks über Jahre hinweg erstaunlich stabil. Aber der Stellenwert der einzelnen Beziehungen wandelt sich. Nur ein Drittel der Netzwerkmitglieder, die jemandem als Diskussionspartner dienten oder als praktische Helfer zur Seite standen, haben diese Rolle sieben Jahre später in diesem Netzwerk immer noch inne. Und nur etwa die Hälfte der Personen, die zu einem Netzwerk gehörten, sind sieben Jahre später immer noch da.

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Quelle: "Networks in Contexts. How Meeting Opportunities Affect Personal Relationships", Gerald Mollenhorst, Diss. Utrecht 2009


 

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