Aggression und Liebesspiel: Urin macht Krebsmännchen an
"Die Männchen versuchen nur dann sich zu paaren, wenn sie Urinsignale des Weibchens empfangen. Die Weibchen dagegen senden eine doppelte Botschaft, indem sie ein Aphrodisiakum freisetzen und sich gleichzeitig sehr aggressiv verhalten", erklärt Thomas Breithaupt von der University of Hull. Zusammen mit Fiona Berry untersuchte er das Paarungsverhalten des Signalkrebses Pacifastacus leniusculus, einer amerikanischen Art von Flusskrebsen. Dabei setzten das Team eine Technik ein, die den in das Wasser freigesetzten Urin durch einen Farbstoff sichtbar macht. Den Versuchstieren wurden die Augen verbunden, um visuelle Einflüsse auszuschalten, die die chemische Kommunikation beeinflussen könnten.
Weibliche Krebse, deren Urinabgabe blockiert war, lösten kein Paarungsverhalten bei den Männchen aus. Erst nach Zugabe von weiblichem Urin begann das aggressive Liebesspiel. Dabei kämpfen beide miteinander und das Männchen setzt ebenfalls Urin frei. Ein schwaches Männchen ergreift bald die Flucht. Im anderen Fall drosseln beide ihre Urinabgabe und gehen zur Kopulation über. Die Biologen schließen daraus, dass chemische Signale im Urin bei beiden Geschlechtern Aggressionen auslösen. Der weibliche Urin enthält aber zusätzlich Botenstoffe, die das Männchen zur Paarung anregen. Das richtige Timing der Urinabgabe, so die Forscher, sei der Schlüssel für den Erfolg dieser Interaktion, einer Form der sexuellen Selektion, durch die das Weibchen für optimalen Nachwuchs sorgt.