Aggression und Liebesspiel: Urin macht Krebsmännchen an

Der Urin weiblicher Flusskrebse enthält sowohl Sexuallockstoffe als auch aggressionsauslösende Bestandteile
Zwei Flusskrebse kämpfen mit verbundenen Augen in einer sichtbar gemachten Wolke von Urin
Zwei Flusskrebse kämpfen mit verbundenen Augen in einer sichtbar gemachten Wolke von Urin
© Fiona Berry, BMC Biology
Hull (Großbritannien) - Weibliche Flusskrebse animieren Männchen zum Liebesspiel, indem sie Urin ins Wasser abgeben. Doch der Urin enthält auch Substanzen, die Aggressionen auslösen. Daher sind Timing und Dosierung beim Einsatz dieses chemischen Kommunikationsmittels von großer Bedeutung, berichten britische Biologen. Das sich wehrende Weibchen erkennt zunächst am anfangs ausgelösten aggressiven Verhalten des Männchens die Qualität des möglichen Paarungspartners. Dann verringert es die Urinabgabe, um eine Kopulation zu ermöglichen, schreiben die Forscher im Online-Journal "BMC Biology".

"Die Männchen versuchen nur dann sich zu paaren, wenn sie Urinsignale des Weibchens empfangen. Die Weibchen dagegen senden eine doppelte Botschaft, indem sie ein Aphrodisiakum freisetzen und sich gleichzeitig sehr aggressiv verhalten", erklärt Thomas Breithaupt von der University of Hull. Zusammen mit Fiona Berry untersuchte er das Paarungsverhalten des Signalkrebses Pacifastacus leniusculus, einer amerikanischen Art von Flusskrebsen. Dabei setzten das Team eine Technik ein, die den in das Wasser freigesetzten Urin durch einen Farbstoff sichtbar macht. Den Versuchstieren wurden die Augen verbunden, um visuelle Einflüsse auszuschalten, die die chemische Kommunikation beeinflussen könnten.

Weibliche Krebse, deren Urinabgabe blockiert war, lösten kein Paarungsverhalten bei den Männchen aus. Erst nach Zugabe von weiblichem Urin begann das aggressive Liebesspiel. Dabei kämpfen beide miteinander und das Männchen setzt ebenfalls Urin frei. Ein schwaches Männchen ergreift bald die Flucht. Im anderen Fall drosseln beide ihre Urinabgabe und gehen zur Kopulation über. Die Biologen schließen daraus, dass chemische Signale im Urin bei beiden Geschlechtern Aggressionen auslösen. Der weibliche Urin enthält aber zusätzlich Botenstoffe, die das Männchen zur Paarung anregen. Das richtige Timing der Urinabgabe, so die Forscher, sei der Schlüssel für den Erfolg dieser Interaktion, einer Form der sexuellen Selektion, durch die das Weibchen für optimalen Nachwuchs sorgt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "To signal or not to signal? Chemical communication by urine-borne signals mirrors sexual conflict in crayfish", Fiona C. Berry and Thomas Breithaupt; BMC Biology (in press), http://www.biomedcentral.com/bmcbiol


 

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