A- und B-Kurse im frühen muttersprachlichen Unterricht bringen niemandem Vorteile

Wenn Kinder im muttersprachlichen Unterricht in der Grundschule je nach Kenntnisstand in unterschiedliche Kurse kommen, hilft dies weder den leistungsschwachen noch den leistungsstarken Kindern
Urbana-Champaign (USA) - Manche Kinder mit Migrationshintergrund haben große Schwierigkeiten, in der Grundschule dem Sprachunterricht in der Landessprache zu folgen. So ist etwa der Deutschunterricht für Kinder, die zuhause immer Türkisch, Kurdisch oder Arabisch sprechen, oft eine Überforderung. Daher könnte eine Schule auf die Idee kommen, die Migrantenkinder einem speziell auf sie abgestimmten Kurs zuzuordnen. Schüler ohne besondere Schwierigkeiten kämen dann in einen Kurs für normale oder fortgeschrittene Lerner. So ein Ansatz sei auf den ersten Blick recht plausibel, sagen jetzt amerikanische Forscher. Doch in der Realität bringe er für keine Seite den erhofften Nutzen. Nicht nur die Schüler mit Sprachschwierigkeiten verbesserten sich nicht wesentlich, schreiben die Forscher im "American Journal of Education", auch die Schüler ohne Probleme profitierten nicht in einem nennenswerten Maße von dieser Gruppendifferenzierung.

"Das Argument für den nach Leistungsgruppen differenzierten Sprachunterricht in der Grundschule war, dass dann, wenn die Kinder im A-Kurs von der Unterteilung profitieren, diese beibehalten werden sollte - ganz gleich, welche Wirkung die Differenzierung auf die Kinder mit Sprachschwierigkeiten hat", erklärt Christy Lleras von der University of Illinois at Urbana-Champaign. Sie und ihre Kollegin Claudia Rangel hat afro-amerikanische Grundschüler untersucht, die je nach ihrem Leistungsstand im Englischen einem A- oder einem B-Kurs zugeordnet wurden. Die Forscherinnen kommen zu dem Schluss, dass am Ende des differenzierten Unterrichts eine selbsterfüllende Prophezeiung steht: Die Schüler, die Schwierigkeiten mit dem Englischen hatten, bekamen langfristig immer leichtere Unterrichtsmaterialien, während die Schüler ohne Probleme die der Klassenstufe entsprechenden Materialien bekamen. Schließlich ergab sich, dass die leistungsschwachen Schüler noch weiter vom Klassenziel entfernt waren, während die Schüler ohne Probleme - obwohl sie ja nun unter sich waren - keine nennenswerte Leistungssteigerung zeigten.

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Quelle: "Ability Grouping Practices in Elementary School and African American/Hispanic Achievement", Christy Lleras, Claudia Rangel; American Journal of Education, Februar 2009, S. 279-305, DOI: 10.1086/595667


 

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