AIDS: Impfschutz auch ohne Antikörper im Blut
"Unsere Impfung bewirkte die Produktion zweier vaginaler Antikörper - vom IgG- und IgA-Typ -, deren komplementäre antivirale Aktivitäten das Eindringen der Viren schon in einem sehr frühen Stadium stoppten", sagt Morgane Bomsel vom Institut Cochin der Paris-Descartes University in Paris. Die Ergebnisse des Forschungsteams stehen im Gegensatz zur bisherigen Ansicht, nach der ein hoher Blutspiegel an neutralisierenden Antikörpern nötig ist, um auch für ausreichende Mengen an Antikörpern in den genitalen Schleimhäuten zu sorgen. Die erfolgreich geimpften Affen besaßen keine HIV-Antikörper im Blut und waren doch vor einer Infektion geschützt.
Die Forscher erzeugten einen Impfstoff aus zwei Bestandteilen des HIV-1-Proteins gp41, die an künstliche Virushüllen, so genannte Virosome, gekoppelt wurden. Die Impfung der weiblichen Rhesusaffen erfolgte auf doppelte Weise, sowohl über die Nase als auch durch Injektion in die Muskulatur. Mehrmals wurden die geimpften Tiere dann über die Vaginalschleimhaut dem Kontakt mit dem für Affen infektiösen Immunschwächevirus SIV ausgesetzt, das mit dem gp41-Hüllprotein des HIV-1-Virus ausgestattet war. Sechs Monate lang blieben vier der fünf Tiere Virus-negativ, ein Affe war nur vorübergehend infiziert. Bei allen sechs ungeimpften Tieren hatte sich die Infektion ausgebreitet. In der Vaginalschleimhaut der geimpften Affen fanden die Forscher IgA-Antikörper, die das Eindringen des Virus in die Wirtszelle blockieren, sowie IgG-Antikörper, die die Virusvermehrung hemmten. Erfolgte die Impfung nur intramuskulär, halbierte sich die Erfolgsquote. Weitere Untersuchungen müssen nun prüfen, wie lange die schützende Immunantwort in der Schleimhaut bestehen bleibt und ob sich diese Impfstrategie auf den Menschen übertragen lässt.