AIDS: Doppelinfektion verzögert die Krankheit
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Viren vom Typ HIV-2 Reaktionen auslösen können, die natürlicherweise die Entwicklung von AIDS kontrollieren. Wenn wir diese Wirkung verstehen, können wir völlig neue Strategien einsetzen, um die Entwicklung der Krankheit zu verlangsamen“, sagt Patrik Medstrand von der Universität Lund. Eine Infektion mit dem weltweit verbreiteten Erreger HIV-1 führt früher oder später fast immer zum Ausbruch von AIDS. Die seltenere HIV-2-Infektion dagegen löst nur bei 20-30 Prozent eine Erkrankung aus. Im westafrikanischen Guinea-Bissau, wo beide Erregertypen kursieren, begannen die Forscher 1990 mit ihrer Studie, die schließlich 223 HIV-Infizierte erfasste. Die meisten waren nur mit HIV-1 infiziert. Bei 32 Menschen wurden beide Virustypen nachgewiesen, 20 davon waren zunächst nur mit HIV-2 und erst später zusätzlich mit HIV-1 infiziert. Die heute übliche antivirale Therapie konnten die Patienten erst ab 2006 nutzen.
Die Menschen mit einer Doppelinfektion zeigten im Schnitt nach 8,7 Jahren erste Symptome von AIDS. Diejenigen, die nur mit HIV-1 infiziert waren, erkrankten schon drei Jahre früher. Wenn die HIV-1-Infektion auf die HIV-2-Infektion folgte, dauerte es fast elf Jahre bis zum Ausbruch von AIDS. Die Doppelinfektion bewirkte auch, dass die Zahl der CD4-tragenden T-Zellen nicht so schnell abnahm wie bei den nur mit HIV-1 Infizierten. Diese Immunzellen werden von den AIDS-Viren befallen und zerstört, was die Immunschwäche verursacht. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Infektion mit HIV-2 Schutzreaktionen des Körpers auslöst. Dann wäre es möglich, denselben Effekt durch eine Impfung zu simulieren, die vorbeugend oder therapeutisch gegen HIV-1-Infektionen eingesetzt werden könnte.