50 Brustkrebs-Genome sequenziert

Ein Vergleich der Gene von Tumorzellen und gesunden Zellen mehrerer Patientinnen soll Aufschluss geben über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Brustkrebs
Mammogramm mit Brustkrebstumor (weißer Pfeil)
Mammogramm mit Brustkrebstumor (weißer Pfeil)
© National Institutes of Health
Orlando (USA) - Für eine optimale Krebstherapie wäre es wichtig zu wissen, welche Gene der Krebszellen sich bei dem Erkrankten verändert haben. In der größten Krebsgenomstudie dieser Art haben jetzt amerikanische Mediziner die Genome der Tumoren von 50 Brustkrebspatientinnen sequenziert und jeweils mit den DNA-Sequenzen gesunder Zellen derselben Patientin verglichen. Der Genvergleich sollte helfen, unterschiedliche Ursachen und klar definierte Subtypen dieser Krebsform zu klären. Überraschenderweise fanden die Forscher nur wenige Mutationen, die mit größerer Häufigkeit auftraten. Stattdessen variierte die Art der Mutationen zwischen den Patientinnen sehr stark. Trotzdem könnte die noch nicht abgeschlossene Auswertung der DNA-Sequenzen wichtige Hinweise für verbesserte, individuelle Therapien liefern, sagten die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research in Orlando.

"Krebsgenome sind außerordentlich kompliziert. Das erklärt die Schwierigkeit, den Therapieerfolg vorauszusagen und neue Behandlungen zu entwickeln", sagt Matthew Ellis von der Washington University in St. Louis, einer der Leiter des Projekts. Insgesamt fanden die Forscher im Erbgut der Tumoren mehr als 1700 Mutationen. Die meisten davon kamen aber nur bei jeweils einer Patientin vor. Neben zwei bekannten Mutationen, die in 40 bzw. 20 Prozent der Fälle vorliegen, identifizierten die Forscher nur noch drei weitere, bisher unbekannte Mutationen, die bei mindestens zehn Prozent der Tumoren nachweisbar waren. Und 21 weitere veränderte Gene traten bei nur jeweils 2-3 Patientinnen auf. Ob diese Mutationen trotz ihrer geringen Häufigkeit von praktischer Bedeutung für Diagnose und Therapie sein könnten, müssen neue Untersuchungen noch zeigen. So wäre es denkbar, dass eine bei Brustkrebs sehr seltene Mutation bei anderen Krebsformen häufig ist und dass es bereits ein gegen dieses genetische Merkmal gerichtetes Medikament gibt. Dann stünde dieses Mittel auch zur Therapie der seltenen Form von Brustkrebs zur Verfügung.

Alle Tumoren der Studie waren Östrogenrezeptor-positiv, das heißt ihr Wachstum wurde durch Östrogene stark stimuliert. Trotzdem waren nur in der Hälfte der Fälle Krebsmittel wirksam, die die Östrogenwirkung blockierten. Bisher ist nicht bekannt, warum die antihormonelle Therapie bei manchen Östrogenrezeptor-positiven Krebsformen wirksam ist und bei anderen nicht. Genaue Analysen der jetzt vorhandenen Sequenzdaten sollen helfen, die Ursache dafür zu finden. Die Krebsgenomforschung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur personalisierten Medizin. Dabei soll in nicht allzu ferner Zukunft nach einer Krebsdiagnose routinemäßig das Tumorgenom des Patienten sequenziert werden, so dass eine auf den vorliegenden Krebstyp zugeschnittene, optimale Therapie möglich ist.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Breast cancer genome", Matthew J. Ellis et al.; Beitrag zur Jahrestagung der American Association for Cancer Research in Orlando


 

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