3000 Jahre alter sabäischer Tempel in Äthiopien ausgegraben

Einen Tempel, der dem Hauptgott des bis heute rätselhaften Volkes der Sabäer gewidmet war, hat ein äthiopisch-deutsches Forscherteam im äthiopischen Hochland ausgegraben
Der Altar mit dem Opferbecken befand sich im Zentrum der Kultstätte.
Der Altar mit dem Opferbecken befand sich im Zentrum der Kultstätte.
© Deutsches Archäologisches Institut
Tigray (Äthiopien)/Jena - Neue Informationen zum rätselhaften Kulturvolk der Sabäer liefert eine gut erhaltene Tempelruine im Hochland von Äthiopien. Dem sabäischen Hauptgott Almaqah war der Tempel aus dem 1. Jahrtausend vor Christus gewidmet, den ein äthiopisch-deutsches Forscherteam in der Nähe des Ortes Wuqro im Hochland von Tigray ausgrub. Außerdem fanden die Forscher mehrere Kultobjekte aus dem Sabäerreich, das hier im 1. Jahrtausend vor Christus bestanden hatte. Darunter befindet sich auch ein Altar mit einer Widmungsinschrift für einen bisher unbekannten König.

"Das Zentralheiligtum der Sabäer in Äthiopien ist in dieser Widmungsinschrift zum ersten Mal schriftlich erwähnt", erläutert Norbert Nebes, Professor für Semitische Philologie der Universität Jena. "Die Zeichenformen und ihre sorgfältige Ausführung sind mit den frühen Zeugnissen der altsüdarabischen Hochkulturen an der Weihrauchstraße vergleichbar, wie wir sie aus dem Jemen kennen." Von dort, aus dem Jemen, waren die Sabäer über die 27 Kilometer breite Meeresstraße Bab al-Mandab durch Eritrea ins äthiopische Hochland gekommen. Im äthiopischen Hochland, in dem die Sabäer ihre Stadt Marib errichteten, die auch ihr kulturelles Zentrum war, erlebten die Sabäer vom 8. bis zum 6. Jahrhundert vor Christus ihre Blütezeit.

Außer den Tempelruinen fanden die Archäologen die Kalksteinstatue einer Frau und mehrere Altäre. Vor dem Tempel breitete sich ein großräumiger Kulthof mit mehreren Seitenräumen aus, in denen in den nächsten Kampagnen weiter gegraben werden soll. Im Zentrum der Kultstätte stand ein Altar mit Opferbecken und Ausflüssen in Stierkopfgestalt sowie einer mehrere Meter langen Ablaufrinne. "Qualität und Erhaltung sind bislang einmalig in der noch jungen äthiopischen Archäologie", sagt Projektleiter Ricardo Eichmann vom Deutschen Archäologischen Institut in Berlin. In seiner Vollständigkeit und dem klaren Zusammenhang zum Tempelbau gebe es im altsüdarabischen Raum bislang keine vergleichbaren architektonischen Zeugnisse.

Wie die Besiedlung der neuen Heimat der Sabäer einst vor sich gegangen ist, kann nur indirekt erschlossen werden. "Bei der Besiedlung des äthiopischen Hochlandes sind die Sabäer vermutlich nicht kriegerisch vorgegangen", sagt Nebes. "Sie haben wohl die einheimische Bevölkerung in ihre Kultur - auch politisch - integriert." Darauf deuten äthiopische Elemente in sabäischen Inschriften hin. Auf die Schrift der Sabäer geht übrigens auch das bis heute verwendete äthiopische Alphabet zurück, nur dass die Äthiopier noch die Vokalzeichen dazu entwickelten.

Es ist auch plausibel, dass die Sabäer Frieden wollten, denn nur im Frieden konnten ihre Handelskarawanen sicher durch die Lande ziehen. Die Sabäer brachten aus Nordostafrika Elfenbein und Gold auf die heutige arabische Halbinsel und importierten aus Mesopotamien Eisen, Eisenerz und Purpurwolle sowie aus dem jemenitischen Hochland Weihrauch. Der Weihrauch aus Südarabien galt als der hochwertigste. Neben dem Handel betrieben die Sabäer auch Landwirtschaft mit einem ingenieurtechnisch ausgefeilten Bewässerungssystem. Zu den wichtigsten Bauwerken gehört denn auch der Damm im Zentrum Marib, der auch teilweise bereits ausgegraben ist.

Um 500 vor Christus verloren die Sabäer ihre Vormachtstellung in der Region, blieben jedoch bis etwa 600 nach Christus als Volk erhalten.

Universität Jena / Eigene Recherche
Quelle: Universität Jena / Eigene Recherche


 

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