Im O-Ton

Was ist Glück? - Gift fürs Klima?

Mikko Yrjönsuuri
Mikko Yrjönsuuri
© Minerva Kustannus Oy
Ein Interview mit dem finnischen Geschichts-Philosophen Mikko Yrjönsuuri

Wissenschaft aktuell: Wie schätzen Sie als Philosoph unsere gegenwärtige Situation angesichts des Klimawandels ein?

Yrjönsuuri: Wir sind in einer Situation wie jemand, der sein Haus renoviert. Es ist kein Spaß, Geld dafür auszugeben und es kommt auch nicht unbedingt auf den kurzen Zeitpunkt an, an dem man alles erledigt hat. Es geht vielmehr um den Spaß beim Arbeiten selber und um die lange Phase danach, in der man sich über das Ergebnis freuen kann. Außerdem natürlich um die Werte, die man schafft. In unserer Gesellschaft entsteht Glück häufig aus Konsum, aber wir müssen diese Denkweise ändern.

Wissenschaft aktuell: Wie lässt sich Glück schaffen?

Yrjönsuuri: Die Frage ist doch, was Glück ist. Ich meine, wahres Glück funktioniert rückblickend. Stellen sie sich vor, sie geben eine wirklich tolle Party, sie sind glücklich und feiern so wild, dass schließlich das Haus abbrennt und ihre Gäste alle sterben oder ins Krankenhaus kommen. Würden sie dann noch jemandem erzählen, wie wohl sie sich auf ihrem Fest gefühlt haben? Es wichtig, zu leben und davon zu erzählen.

Wissenschaft aktuell: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Yrjönsuuri: Wir benötigen eine noch umfangreichere Diskussion. Und ich wünsche mir, dass es zu einem anderen Denken kommt. Mehr im Sinne von Aristoteles? Ich frage mich zum Beispiel, wie wir Menschen motivieren können, die anstehenden Probleme zu lösen. Es führt zu nichts, wenn wir nur an ihre Moral appellieren oder mit den immensen Kosten drohen. Den Menschen muss klar werden, dass es einfach um ihr Glück geht. Aber der ideologische und intellektuelle Wandel ist schon im Gange. Wir sollten allerdings zusehen, dass wir ihn beschleunigen.

Wissenschaft aktuell: Und was können wir ihrer Ansicht nach in punkto globale Erwärmung unternehmen? Was tun Sie persönlich?

Yrjönsuuri: Die Menschen müssen enger zusammenrücken. Fast wie in einem Krieg. Gegen den Feind kann man nur gemeinsam bestehen, auch wenn der Gegner kein Mensch, sondern der Klimawandel ist. Wir sollten unsere Kinder anders erziehen und auch unseren Konsum reduzieren. Es besteht aber kein Grund zum Extremismus im Lebenswandel. Ich persönliche fahre ein Auto, allerdings ein sehr kleines, und versuche Energie zu sparen. Dafür renoviere ich gerade mein Haus.

Das Interview führte unser Korrespondent Jan Wehberg



 

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