"Ähs" und "Hms" helfen Kleinkindern beim Sprechenlernen

Verzögerungslaute signalisieren Wichtigkeit der folgenden Worte
Rochester (USA) - Wenn der Nachwuchs sprechen lernt, müssen die Eltern nicht reden wie gedruckt. Im Gegenteil: Das ein oder andere "Äh" im Sprachfluss liefert den Kindern wichtige Hinweise zum Lernen, haben US-Forscher in Experimenten mit Kleinkindern beobachtet. Die Kleinen lernen dann neue Namen von Dingen sogar effizienter. Denn mit dem stockenden Suchen – etwa: "schau, da ist eine ... äh ... Giraffe" – signalisieren die Eltern gleichzeitig, dass wohl gleich etwas Neues kommt. Ihre Studie beschreiben die Kognitionswissenschaftler im Fachblatt "Developmental Science".

"Wir empfehlen nicht, dass Eltern absichtlich Stocken in ihr Sprechen einbauen", erklärt Celeste Kidd von der University of Rochester, "aber es ist sicher schön für sie zu hören, dass diese Sprechpausen okay sind – die 'Ähs' und 'Hms' sind informativ." Ihr Team hatte die Reaktionen von anderthalb bis zweieinhalb Jahre alten Kindern auf diese Verzögerungslaute in Sprechpausen untersucht. Die Kleinen saßen im "Rochester Baby Lab" auf dem Schoß eines Elternteils und schauten auf einem Monitor, während ihre Blickrichtung und Augenbewegungen registriert wurden. Es erschienen jeweils zwei Bilder: eins von schon bekannten Objekten wie einem Ball oder Buch, das andere von Phantasieobjekten mit erfundenen Namen wie "Gorp" oder "Dax". Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Band in einfachen Sätzen über die Gegenstände. Wenn die Stimme stockte und "Ähs" oder "Hms" einschob, schauten die älteren Kinder deutlich öfter direkt auf das erfundene Objekt, das für sie neu war, als auf das bereits bekannte. Die jüngeren Kinder zeigten diese Reaktion noch nicht.

Erlernte Signalwirkung

"Dies ist der erste Beweis, dass Kinder auch dieses Stocken im Sprachfluss nutzen, um auf die Absicht des Sprechers zu schließen", schreiben die Forscher. Offenbar wirken die Verzögerungslaute als Vorwarnung und wecken die Aufmerksamkeit. Denn Kinder haben große Informationsmengen zu verarbeiten, wenn sie einem sprechenden Erwachsenen lauschen. Darunter sind viele Wörter, die sie nie zuvor gehört haben, erklärt Ko-Autor Richard Aslin. Wenn ein Kinderhirn warten würde, bis ein Wort gesprochen ist, erklärt der Wissenschaftler, und erst dann die Bedeutung zu entschlüsseln versuchte, dann werde das Verstehen deutlich schwerer. Außerdem riskiere es zu verpassen, was als nächstes kommt. Allerdings begreifen die Kleinen die Signalwirkung der "Ähs" erst ab etwa zwei Jahren, stellten die Forscher fest. Auch diese Fähigkeit muss erst erlernt werden.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Toddlers use speech disfluencies to predict speakers’ referential intentions", Celeste Kidd, Katherine S. White and Richard N. Aslin; Developmental Science


 

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